Trichuriose (Hund)
Synonyme: Trichuriasis des Hundes, Trichuris-Infektion beim Hund, Peitschenwurm-Infektion beim Hund
Definition
Die Trichuriose der Hunde ist eine durch Parasiten verursachte Infektionskrankheit. Auslöser sind Nematoden der Gattung Trichuris.
Erreger
Die Trichuriose wird durch Nematoden der Gattung Trichuris aus der Familie der Trichuridae (Peitschenwürmer) verursacht. Trichuris befällt Hunde und andere Kaniden recht häufig, wohingegen Feliden sehr selten infiziert sind.
Die Peitschenwürmer besitzen eine langen, haardünnen Vorderkörper und einen dickeren Hinterkörper. Der Ösophagus ist aus einem vorderen muskulösen und einem hinteren drüsigen Teil zusammengesetzt (trichuroider Ösophagustyp).
Trichuris vulpis weist die typische Peitschenform mit haardünnem Vorderteil und dickerem Hinterkörper auf. Die Männchen werden zwischen 4,8 und 5,6 cm lang und haben ein sehr langes Spikulum (9 bis 11 mm) sowie eine bedornte Spikulumscheibe. Weibchen werden zwischen 6,5 und 7,0 cm lang und die Vulvaregion ist mit Dornen versehen.
Die Eier sind mittelgroß (70 - 85 x 32 - 40 μm), zitronenförmig und braun. Charakteristisch für Eier der Gattung Trichuris sind die zwei deutlich vorgewölpten Polpröpfe. Die Wand ist dick und glatt. Bei der Ausscheidung sind die Eier im Endzellstadium.
Vorkommen
Der Parasit lebt hauptsächlich im Blinddarm sowie im proximalen Kolon von Hund, Fuchs und anderen Kaniden in weltweiter Verbreitung.
Ein patenter Trichuris vulpis-Befall kommt bei über 9 bis 10 Wochen alten Hunden vor. Die Prävalenz ist jedoch variabel - je nach Haltungsart und Region. In Süddeutschland konnten in einem Privatlabor 1,2 % von 7113 untersuchten Kotproben von Hunden Trichuris-Eier nachgewiesen werden. Bei der Sektion von Füchsen in Deutschland und der Schweiz konnte eine Prävalenz von bis zu 30 % gefunden werden.
Entwicklung
Bei starkem Befall parasitiert Trichuris vulpis im gesamten Dickdarm. Der Parasit folgt einem homoxenen Lebenszyklus. In 9 bis 10 Tagen bildet sich - bei genügender Feuchtigkeit und günstiger Temperatur (+25 bis 30 °C) - in den ungefurcht ausgeschiedenen Eiern die infektionsfähige Larve I (L1). Bei tieferen Temperaturen werden die Eier erst nach Monaten infektiös.
Aus den infektiösen Eiern schlüpfen dann im Duodenum und im Jejunum die Larven. Diese Larven schließen in der Schleimhaut des Dünn- und Dickdarmes eine etwa 10 Tage dauernde histotrope Phase an. Im Anschluss erfolgt die Besiedlung des Blinddarms und in seltenen Fällen auch des Kolons. Die Präpatenz beträgt 9 bis 10 Wochen, wohingegen die Lebensdauer im Wirt etwa 16 Monate beträgt.
Epidemiologie
Eine Verbreitung in der Umwelt wird durch die sehr widerstandsfähigen und langlebigen Eier gefördert. Sie zeigen nur gegen Austrocknung eine besondere Empfindlichkeit und können unter günstigen Bedingungen (z.B. in feuchtem Boden) jahrelang überleben. In seltenen Fällen wurden auch Infektionen mit Trichuris vulpis beim Menschen beobachtet.
Pathogenese
Peitschenwürmer verankern sich mit ihrem dünnen Vorderende in der Schleimhaut des Darms. Dabei liegen sie meist in tunnelartigen Gängen in der Epithelschicht oder dicht darunter, teilweise auch in tieferen Bereichen der Propria. Man geht davon aus, dass unter dem Einfluss der Sekrete der Peitschenwürmer das Epithel zu einem Synzytium umgewandelt ist.
Bei einem starken Trichuris vulpis-Befall entsteht das Bild einer subakuten, katarrhalischen Entzündung (vermehrte Exsudatbldung auf der Schleimhaut, kleine Epitheldefekte, entzündliche Infiltration der Propria, Hyperämie, Ödembildung der Submukosa). Ein massiver Befall geht mit Veränderungen der hämorrhagischen Entzündung des Zäkums und zum Teil auch des Kolons einher. Der Darminhalt ist dabei mit Blutbeimengungen durchsetzt.
Peitschenwürmer stechen mit ihrem Mundhöhlenstilett Kapillaren an, um Blut zu saugen. Der durch die Peitschenwürmer verursachte Blutverlust ist gering und wird bei Trichuris trichiura des Menschen auf 5 μl pro Peitschenwurm und Tag geschätzt. Die mit massivem Befall einhergehende Anämie ist vermutlich auf den indirekten Blutverlust aus der geschädigten Schleimhaut zurückzuführen.
Klinik
Da sich die Eier relativ langsam entwickeln, bleibt der Befall meist geringgradig und ohne sichtbare Auswirkungen. Stärker befallene Hunde zeigen oftmals erhebliche Symptome, wie z.B. Diarrhö, Erbrechen, Anorexie, Polydipsie, Polyurie, Entwicklungsstörungen, Abmagerung, Anämie, Kräfteverfall sowie katarrhalische oder hämorrhagische Dickdarmentzündungen.
In seltenen Fällen führt eine Trichuriose zur völligen Entgleisung und zur Entwicklung von schweren Elektrolytveränderungen.
Diagnose
Der Nachweis der Eier im Kot erfolgt mittels Flotationsverfahren. Da Trichuris vulpis-Eier recht schwer sind, sollte ein Flotationsmedium mit hoher Dichte (z.B. Zinksulfat oder Zinkchlorid, D = 1,3) verwendet werden.
Therapie
Die Trichuriose des Hundes kann mithilfe verschiedener Anthelmintika behandelt werden: Benzimidazole, Emodepsid, Milbemycin und Moxidectin.
Prophylaxe
Einem Trichuris-Befall kann durch häufige und gründliche Entfernung des Kotes - um die Kontamination des Bodens mit Eiern zu vermeiden - vorgebeugt werden.
Bedeutung für den Menschen
Selten können Menschen durch die Aufnahme infektionsfähiger Larven mit Trichuris vulpis infiziert werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
- Hinney, Barbara, Joachim, Anja, Silbermayer, Katja. Vademecum der klinischen Parasitologie. Ekto- und Endoparasiten bei Hund und Katze.
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