Thelaziose (Wiederkäuer)
Synonym: Thelazia-Infektion beim Wiederkäuer
Definition
Als Thelaziose der Wiederkäuer bezeichnet man eine parasitär bedingte Erkrankung der Wiederkäuer, die durch Augenwürmer (Thelazien) verursacht wird.
Erreger
Thelazien sind kleine und weißliche Würmer mit typischen Merkmalen der Spiruriden. Sie gehören zur Familie der Thelaziidae. Wichtige Arten sind:
Verbreitung
Thelazien sind bei Rindern und Büffeln weltweit mit hohen Prävalenzen verbreitet. In Europa kommen sie ebenfalls oft vor. Einer Untersuchung zufolge waren Schlachtrinder in Italien zu 7,2 % mit Thelazien befallen. In Norddeutschland sowie anderen Gebieten mit gemäßigtem, atlantischem Klima kommen v.a. Thelazia gulosa und Thelazia skrjabini vor. Im Gegensatz dazu findet man im Südosten Europas und im Mittelmeergebiet sowie in wärmeren Zonen vorwiegend Thelazia rhodesi.
Entwicklung
Adulte Thelazien leben im äußeren Auge. Thelazia gulosa und Thelazia skrjabini sind dabei vornehmlich in den Kanälchen der Tränendrüsen und im Tränenkanal lokalisiert. Thelazia rhodesi parasitiert im Bindehautsack und unter dem dritten Augenlid.
Nachdem die Weibchen die ersten Larven (Mikrofilarien) abgesetzt haben, werden diese mit Augen- und Nasensekret vermengt. Die Larven werden dann von Fliegen (z.B. Musca autumnalis), die sich auf den Sekreten absetzen, aufgenommen. Bei Temperaturen über 20 °C entwickeln sich in Ovarfollikeln in der Leibeshöhle der Fliegen binnen 15 bis 30 Tagen infektiöse Drittlarven (L3). Drittlarven von Thelazia gulosa wandern anschließend nach 9 Tagen in den Rüssel der Insekten, um beim nächsten Kontakt mit Rinderaugen abgesetzt zu werden. Nachdem zwei Häutung vollzogen sind, entstehen die adulten Formen. Die Präpatenz beträgt 20 bis 25 Tage.
Da die Fliegendichte mit der warmen Jahreszeit zunimmt, nimmt auch die Befallshäufigkeit sowie Befallsstärke zum Herbst hin zu. Adulte Würmer können im Wirt mehrere Jahre überleben. Da nur junge Adulte klinische Zeichen verursachen, verläuft die Infektion bei Rindern - die mit vielen älteren Stadien befallen sind - meist symptomlos. In den meisten Fällen beträgt die Befallsstärke meist kaum mehr als zehn Würmer.
Thelazien können in den Fliegen überwintern.
Pathogenese
Obwohl eine relativ hohe Befallshäufigkeit vorliegt, sind Veränderungen im Bereich der Augen recht selten (v.a. bei einem Befall mit Thelazia gulosa und Thelazia skrjabini). Treten Reizungen der Tränenkanälchen sowie des Tränenkanals auf, können diese meist den jungen Stadien zugeschrieben werden.
Neben einer Hyperämie sowie Ödematisierung kann es auch zu Entzündungen der Drüsen und der Schleimhäute im Bereich des Auges kommen. Die einzelnen Arten siedeln sich arttypisch am Auge an.
Klinik
Eine Thelaziose verläuft in der Regel symptomlos. Treten klinische Symptome auf, ist meist nur ein Auge betroffen. Die Parasitose kann zu verstärktem Tränenfluss, schleimig-eitrigem Augenausfluss, Konjunktivitis, Schwellung der Augenlider, Photophobie und selten auch Keratitis führen. Erblindungen sowie Allgemeinstörungen können auftreten.
Diagnose
Die bis zu 2 cm langen adulten Formen sowie die nur 0,2 mm langen Erstlarven (L1) lassen sich gewinnen, indem Tränengänge oder Konjunktivalhöhlen unter Lokalanästhesie ausgedrückt oder mit milden desinfizierenden Lösungen ausgespült werden. Eine Artdifferenzierung ist mithilfe der PCR möglich.
Therapie
Kombinierend zu einer symptomatischen Behandlung eignet sich als kausale Therapie die lokale Anwendung einer schwachen (1 %) wässrigen Levamisollösung. Alternativ kann eine Allgemeinbehandlung mit Levamisol (7,5 mg/kgKG), Ivermectin oder Doramectin (0,2 mg/kgKG) durchgeführt werden. Bakterielle Sekundärinfektionen können mit Antibiotika beseitigt werden.
Prophylaxe
Als Prophylaxe eignen sich Maßnahmen zur Fliegenbekämpfung.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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