Texas-Klapperschlange
Synonym: Westliche Diamantklapperschlange
Englisch: Western diamondback rattlesnake
Definition
Die Texas-Klapperschlange ist eine in Nordamerika heimische Giftschlange aus der Familie der Vipern (Viperidae). Sie zählt zur Unterfamilie der Grubenottern (Crotalinae). Die zoologische Bezeichnung lautet Crotalus atrox.
Merkmale
Die Schlange erreicht eine Körpergröße von 1,2 bis 1,5 Meter, selten bis 2,1 Meter. Der Körper ist von gekielten Schuppen bedeckt. Der Kopf setzt sich deutlich vom Hals ab. Die Augen besitzen eine bei Lichteinfall vertikal geschlitzte Pupille. Der Körper weist eine variable Grundfärbung auf (beige bis rötlich-braun). Es sind verschiedene Fleckenmuster vorhanden. Schwarz gesäumte und im Zentrum dunkelgrau gefärbte Rautenflecken sind von einer teilweise undeutlichen Kettenzeichnung umrandet. Die Flanken sind grau getupft. Zwischen Auge und Mundwinkel zieht sich ein dunkles, hell gerandetes Band. Mehrere schwarze und weiße Ringe umgeben das Schwanzende. Die Bauchseite ist rotbraun und dunkelgrau gesprenkelt. In Gefangenschaft existieren diverse Farbmorphen, insbesondere Albinos (siehe Bild).
Klapperschlangen zählen zu den Grubenottern: in einer grubenartigen Vertiefung zwischen Auge und Nasenloch befindet sich das sogenannte Grubenorgan, mit welchem die Tiere die Infrarotstrahlung eines warmblütigen Tieres wahrnehmen können.
Pholidose
Die Schlangenbeschuppung weist folgende Merkmale auf:
- 15 bis 16 Oberlippenschilde
- 16 bis 17 Unterlippenschilde
- 23 bis 29 Reihen gekielter Rückenschuppen
- 168 bis 196 Bauchschilde
- 16 bis 36 Unterschwanzschilde
Giftapparat
Typisch für alle Vertreter der Viperidae ist der Giftapparat: Vipern haben von allen Giftschlangen den evolutionär am weitesten entwickelten Giftapparat. Die Giftdrüsen, die sich seitlich des Schädels befinden und von umgebildeten Speicheldrüsen dargestellt werden, stehen in Verbindung mit den Gift- bzw. Fangzähnen. Diese befinden sich im vorderen Oberkiefer, sind bei geschlossenem Maul eingeklappt und werden beim Zubeißen aufgestellt. Die Giftzähne sind röhrenartig aufgebaut und ermöglichen eine Injektion des Giftsekretes wie durch die Kanüle einer Spritze.
Lebensweise
Crotalus atrox führt eine witterungsabhängig nacht- oder tagaktive sowie weitestgehend bodenbewohnende Lebensweise. Zum Beutespektrum zählen Kleinsäuger wie Mäuse und Ratten oder Kaninchen, seltener Eidechsen oder Vögel. Zwischen Oktober/ November und Februar bis März/ April hält die Art eine Winterruhe. Die Paarungszeit liegt im Frühjahr, selten im Spätsommer oder Herbst. Die Fortpflanzung erfolgt durch Ovoviviparie (eilebendgebärend). Die Geburt der Jungschlangen erfolgt zwischen August und Oktober.
Gegenüber dem Menschen verhält sie sich nur aggressiv, wenn sie bedrängt wird. In Bedrängnis kann sie sich jedoch äußerst wehemend zur Wehr setzen.
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet von Crotalus atrox erstreckt sich über Teile der USA (Kalifornien, Nevada, Arizona, New Mexico, Texas, Okahoma, Arkansas) und Mexikos (Quéretaro, Sonora, Tamaulipas, Nuevo Leon, Chihuahua, Coahuila, Durango, Oaxaca, Zacatecas, San Luis Potosi, isolated records from Verzcruz, Hidalgo). Die Spezies besiedelt trockene, steinige Habitate wie Wüsten und Halbwüsten, Pinien- und Eichenwälder und subtropische Wälder. Außerdem spielt sie eine Rolle als Terrarientier für private Tierhalter und wird auch in Europa vielfach gezüchtet.
Epidemiologie
Crotalus atrox weist ein großes Verbreitungsgebiet auf und wird regelmäßig in der Nähe menschlicher Behausungen aufgefunden. In Nordamerika ist sie vermutlich für die meisten Vergiftungsfälle durch Giftschlangen verantwortlich.[1] Dadurch, dass die Art in Europa gezüchtet und auch in Privathand gehalten wird, kommt es auch dort gelegentlich zu Unfällen. Somit liegt auch in Europa eine geringe epidemiologische Relevanz vor.
Toxikologie
Das Giftsekret von Crotalus atrox enthält insbesondere Fribrinogenasen (Prokoagulantien) und Metalloproteasen (Zink-Metalloproteasen). Neurotoxine sind möglicherweise vorhanden, werden jedoch als klinisch nicht signifikant beschrieben. Weiterhin wurden unter anderem Disintegrine, Phospholipasen, L-Aminosäureoxidasen, Glykoproteine (Cysteine-rich secretory proteins) und vasoaktive Peptide nachgewiesen.[2] Ein Bissunfall muss als lebensbedrohlich betrachtet werden. Unbehandelt ist mit einer Letalität von 10 bis 20% zu rechnen. Neben unspezifischen Allgemeinsymptomen können lokale Effekte wie Schmerzen, Schwellung, Blasenbildung und Nekrose sowie systemische Symptome wie Koagulopathie, Hämorrhagien und Nierenversagen (sekundäre Nephrotoxizität) auftreten. Weiterhin sind Hypotonie, Schock, eine schwache Myolyse und milde neurotoxische Symptome möglich.
Maßgebend für den Verlauf eines Bissunfalls ist neben der Art des Toxins auch die applizierte Giftmenge. Bei der Texas-Klapperschlange handelt es sich um eine Schlange mit großen Giftdrüsen, die abgegebene Giftmenge ist teils beträchtlich (175 bis 325mg Trockengewicht).[3]
Therapie des Giftbisses
Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Die Anlage eines Kompressionsverbands sollte nicht erfolgen, da hierdurch die lokaltoxischen Effekte verstärkt werden können. Nach sofortiger Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden. Zwecks Nierenschutz sollte eine Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung angelegt werden. Die Gerinnungsparameter (Fibrinogen, Spaltprodukte, Quick-Wert) sind engmaschig zu kontrollieren.[4] Weiterhin erfolgt eine symptomatische Therapie.
Es stehen polyvalente Antivenine zur Verfügung (Antivipmyn des Produzenten Instituto Bioclon, Mexiko, sowie Polyvalent crotalid antivenom (CroFab, Ovine, Fab) des Produzenten Protherics Inc., USA).
Auskunft zu Notfalldepots in Deutschland, die diese Antisera bevorraten, kann das Serum-Depot Berlin (e.V.) erteilen. Die Anwendung sollte nur nach Rücksprache mit einer Giftnotrufzentrale erfolgen.
Literatur
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.
Einzelnachweise
- ↑ The Reptile Database: Crotalus atrox (aufgerufen am 10.02.2019)
- ↑ Calvete et al.: Exploring the venom proteome of the western diamondback rattlesnake, Crotalus atrox, via snake venomics and combinatorial peptide ligand library approaches. in Journal of Proteome Research, 2009.
- ↑ University of Adelaide, Clinical Toxinology Resources: Croatlus atrox (aufgerufen am 10.02.2019)
- ↑ Abteilung für Klinische Toxikologie & Giftnotruf München, toxinfo.org: Crotalus atrox (aufgerufen am 10.02.2019)