Storage-pool-disease
Synonyme: Storage-Pool-Defekt, Storage-Pool-defiency, SPD
Definition
Die Storage-pool-disease ist eine hereditäre Thrombozytopathie, die durch eine thrombozytäre Sekretionsstörung im Rahmen der Thrombozytenaktivierung gekennzeichnet ist. Die deutsche Übersetzung wäre "Sammelspeicher-Erkrankung", es wird aber nur der englische Begriff verwendet.
Ätiologie
Der Sekretionsdefekt beruht auf einem Mangel oder Fehlen thrombozytärer Granula. Entsprechend der Art der fehlenden Granula unterscheidet man drei Formen:
- Alpha-Storage-Pool-disease: Mangel/Fehlen der Alpha-Granula
- Delta-Storage-Pool-disease: Mangel/Fehlen der dichten Delta-Granula
- kombinierte SPD aus Alpha und Delta-Typ
Die verschiedenen Formen werden teils autosomal-dominant, teils autosomal-rezessiv vererbt. Die zugrundeliegenden Gendefekte sind zur Zeit (2023) noch nicht vollständig identifiziert. Eine Ausnahme bilden die syndromischen Formen, das Chediak-Higashi-Syndrom und das Hermansky-Pudlak-Syndrom, bei denen verschiedene Mutationen bekannt sind.[1]
Hintergrund
Die Degranulation ist ein wichtiger Teilschritt der Thrombozytenaktivierung. Sie umfasst die Exozytose zytoplasmatisch gespeicherter Vesikel (Granula). Diese werden nach elektronenmikroskopischem Befund in zwei Gruppen kategorisiert
- Alpha-Granula: Alpha-Granula enthalten Adhäsionsfaktoren (von-Willebrand-Faktor, P-Selektin, Fibronektin), Gerinnungsfaktoren (Faktor V) und verschiedene Wachstumsfaktoren (z.B. Platelet-derived growth factor - PDGF).
- Delta-Granula: auch als dichte Granula (engl. dense bodies) bezeichnet enthalten maßgeblich aggregationsfördernde Faktoren (ADP, Serotonin) und Calcium als Cofaktor der plasmatischen Gerinnung
Pathophysiologie
Gemäß der Granula-Inhalte steht bei einem Fehlen der Alpha-Granula (Alpha-SPD) primär eine Adhäsionsstörung im Vordergrund, bei Fehlen der Delta-SPD entsprechend eine Aggregationsstörung. Sind keine Granula vorhanden (kombinierte SPD) sind beide Prozesse beeinträchtigt.
Klinik
Die Symptome der SPD äußern sich in Schleimhautblutungen (Epistaxis), Sugillationen, Menorrhagien und erhöhter Hämatomneigung. Die Schwere der Symptomatik korreliert mit dem Umfang des Ausfalls. Dementsprechend besteht bei kombinierter SPD (s.o.) ein weitaus höheres Blutungsrisiko.
Komplikationen
Große Blutverluste in Folge Trauma, Operation, Zahnextraktion und Geburt können massive Volumenverluste mit Gefahr eines hypovolämischen Schocks verursachen.
Diagnostik
Die Diagnostik der SPD erfolgt gerinnungsdiagnostisch mittels:
- Bestimmung der Blutungszeit
- Blutbild: Thrombozytenzahl normal (Delta-SPD) bis leicht erniedrigt (Alpha-SPD)
- Thrombozytenfunktionsdiagnostik (Aggregometrie): Eine Kollagen-induzierte Thrombozytenaggregation ist nicht möglich.
- elektronenmikroskopischem Befund fehlender Granula
Therapie
Eine milde Form der Storage-pool-disease ist nicht therapiebedürftig. Bei ausgeprägter Blutungssymptomatik kann mittels Desmopressingabe die Blutungszeit verkürzt werden. Bei Eingriffen mit hohem Blutungsrisiko (s.o.) ist eine prophylaktische Gabe von Thrombozytenkonzentraten indiziert.
Quellen
- ↑ Dupuis A, Bordet JC, Eckly A, Gachet C. Platelet δ-Storage Pool Disease: An Update. J Clin Med. 2020 Aug 4;9(8):2508. doi: 10.3390/jcm9082508. PMID: 32759727; PMCID: PMC7466064.
um diese Funktion zu nutzen.