Sportleranämie
Synonyme: Läuferanämie, Pseudoanämie bei Sportlern, Pseudoanämie bei Läufern
Englisch: athlete’s anemia, swimmer’s anemia, runner’s anemia, pseudoanemia in runners
Definition
Die Sportleranämie ist eine Blutarmut (Anämie) bei Ausdauersportlern. Neben einer Eisenmangelanämie wird der Begriff der Sportleranämie häufig auch für eine Pseudoanämie bei Sportlern verwendet. Dabei handelt es sich um eine vorgetäuschte Anämie, die durch den Verdünnungseffekt der Plasmavolumensteigerung nach starker körperlicher Belastung entsteht.
Ätiologie
Die Sportleranämie tritt vor allem bei intensiven Ausdauersportarten wie Marathon oder Triathlon auf. Die Einnahme von nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) vor intensiven körperlichen Belastungen erhöht den Blutverlust im Gastrointestinaltrakt und damit den Eisenverlust bei Sportlern.
Pathophysiologie
Der Sportleranämie liegt am häufigsten ein physiologischer Verdünnungseffekt zugrunde. Nach intensiver bzw. langer körperlicher Belastung mit hohem Flüssigkeitsverlust führt eine Flüssigkeitsretention zu einer Zunahme des Plasmavolumens um bis zu 25% für ein bis fünf Tage. Die Steigerung der Erythropoese durch das Hormon EPO erfolgt langsamer, sodass tatsächlich nur eine sogenannte Pseudoanämie vorliegt. Das bedeutet, dass es sich um eine vorgetäuschte bzw. eine Schein-Anämie handelt.
Ohne ausreichende Pausen und bei Sportlern mit erhöhtem Risiko kann es zu einer Eisenmangelanämie kommen. Bei intensiven Sportarten verliert der Körper über verschiedene Mechanismen Eisen:
- über den Gastrointestinaltrakt: Mikroblutungen im Magen und Darm durch Erschütterungen, eine erhöhte Durchlässigkeit der Schleimhaut und ein erhöhtes Risiko für Erosionen, Ulzerationen und Ischämie
- mit dem Schweiß
- im Urin als Mikrohämaturie, verursacht durch Irritationen der Blasenwand bei reduzierter Flüssigkeitsaufnahme, Reduktion der Nierendurchblutung oder durch leichte Traumata (Marschhämaturie)
- hämolytisch: durch die mechanische Zerstörung von Erythrozyten an den Fußsohlen beim Laufen (Marschhämoglobinurie)
Insgesamt leiden Sportler jedoch nicht häufiger an Eisenmangelanämie als Kontrollpersonen. Deshalb scheint das erhöhte Plasmavolumen die Hauptursache für die Sportleranämie zu sein, sodass in den meisten Fälle eine Pseudoanämie vorliegt.
Klinik
Die Leistungsfähigkeit ist selten eingeschränkt. Es handelt sich meist um einen Zufallsbefund.
Diagnostik
Im Blutbild können Hämoglobin, Hämatokrit, Erythrozytenzahl, MCH und MCV im unteren Normbereich liegen oder erniedrigt sein. Ein erniedrigtes Ferritin lässt sich auf den Verdünnungseffekt oder eine Entleerung der körpereigenen Eisenspeicher zurückführen. Eine Sportleranämie sollte frühzeitig in Betracht gezogen werden, um unnötige Diagnostik zu vermeiden. Dafür ist eine ausführliche Anamnese ausschlaggebend. Zur Überprüfung kann ein Trainingsstopp und/oder eine wiederholte Blutentnahme mit anschließender Laboruntersuchung durchgeführt werden.
Therapie
Bei einer Pseudoanämie besteht meist kein Behandlungsbedarf. Wenn ein Eisenmangel vorliegt, sollte dieser entsprechend der Leitlinien behandelt werden.
Quellen
- Brune, Kay; Niederweis, Ursula; Küster, Michael; Renner, Bertold (2009): Laien- und Leistungssport. Geht nichts mehr ohne Schmerzmittel? Hg. v. Deutsches Ärzteblatt.
- Chi V. Dang (2001): Runner's Anemia. In: JAMA 286 (6), S. 714–716. DOI: 10.1001/jama.286.6.714.
- Friedmann, Birgit (2001): Standards der Sportmedizin. Sportleranämie. In: DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 52 (9), S. 262–263.
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