Spesolimab
Synonym: BI655130
Handelsnamen: Spevigo®
Englisch: spesolimab
Definition
Spesolimab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1-Antikörper. Er blockiert den Interleukin-36-Rezeptor (IL-36) und wird bei generalisierter pustulöser Psoriasis (GPP) eingesetzt.
Wirkmechanismus
Spesolimab bindet kompetitiv zu Interleukin-36 an den Interleukin-36-Rezeptor und blockiert dessen Aktivierung durch die Zytokine IL-36α, β und γ. So wird der proinflammatorische und profibrotische Signalweg, der durch den Rezeptor angestoßen wird, gehemmt. IL-36 spielt eine Rolle bei der Pathogenese von vielen entzündlichen Erkrankungen, u.a. bei generalisierter pustulöser Psoriasis, Psoriasis pustulosa palmaris et plantaris (PPP) und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.[1]
Pharmakokinetik
Das Verteilungsvolumen beträgt 6,4 l; die terminale Halbwertszeit 25,5 Tage.[1]
Indikation
- Monotherapie von Schüben der generalisierten pustulösen Psoriasis (GPP) bei erwachsenen Patienten[1]
Darreichungsform
Spesolimab ist als Infusionslösungskonzentrat erhältlich. Nach Verdünnung mit 0,9%iger NaCl-Lösung beträgt die Konzentration der gebrauchsfertigen Infusionslösung 9 mg/ml.
Dosierung
Es werden 900 mg als Einmalgabe intravenös über 90 Minuten hinweg verabreicht. Halten die Symptome an, kann nach einer Woche eine erneute Dosis verabreicht werden. Für weitere Wiederholungsbehandlungen ist die Studienlage unzureichend.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- erhöhte Infektneigung
- Überempfindlichkeitsreaktionen und infusionsbedingte Reaktionen: Anaphylaxie, DRESS-Syndrom
- periphere Neuropathie
- Pruritus
- Fatigue
Wechselwirkungen
- Andere Immunsuppressiva: In den Studien wurde Spesolimab nicht zeitgleich mit anderen Immunsuppressiva gegeben; eine gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen.
- Impfstoffe: Es ist nicht in Studien untersucht, aber vom Wirkmechanismus her plausibel, dass Spesolimab die Immunantwort auf Impfstoffe beeinträchtigen kann.
- Spesolimab wird als Antikörper nicht über das Cytochrom-P450-System abgebaut, sodass entsprechende pharmakokinetische Wechselwirkungen nicht auftreten.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- aktive Infektionen, v.a. schwerwiegende (z.B. Hepatitis C, Tuberkulose)
Studienlage
Spesolimab befindet sich für andere Indikationsgebiete noch in der klinischen Prüfung. Mögliche Einsatzgebiete sind GPP, PPP, Acne inversa und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (u.a. Morbus Crohn).
Die Ergebnisse einer Phase-II-Studie zur Anwendung bei GPP wurden 2021 publiziert.[2] Die Behandlung mit Spesolimab führt zwar zur Reduktion der Hautläsionen innerhalb einer Woche, als Nebenwirkungen traten jedoch Infektionen und systemische Reaktionen auf den Wirkstoff auf.
Toxizität
In klinischen Studien betrug die höchste applizierte Dosis 1.200 mg. Dabei traten die bekannten Nebenwirkungen auf.
Zulassung
Das Arzneimittel ist in der EU seit Februar 2023, in den USA seit September 2022 zugelassen.[3]
Nutzenbewertung
Nach Einschätzung des IQWiG ist ein Zusatznutzen von Spesolimab bei der Behandlung von Schüben mit generalisierter pustulöser Psoriasis nicht belegt.[4]
Kosten
Die Jahrestherapiekosten von Spesulimab liegen bei rund 22.000 Euro.[4]
ATC-Code
- L04AC22 - Antineoplastische und immunmodulierende Mittel - Immunsuppressiva - Interleukin-Inhibitoren
Literatur
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Spevigo. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, EMA, abgerufen am 03.03.2023
- ↑ Bachelez et al. Trial of Spesolimab for Generalized Pustular Psoriasis The New England Journal of Medicine, 2021
- ↑ Spevigo. Full prescribing information, FDA, abgerufen am 03.03.2023
- ↑ 4,0 4,1 Spesolimab (generalisierte pustulöse Psoriasis) Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V, Projekt: A23-05, Version: 1.0, Stand: 25.04.2023; IQWiG-Berichte – Nr. 1545, abgerufen am 11.07.2023
Weblinks
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Spesolimab, abgerufen am 03.03.2023