Effloreszenz
von lateinisch: efflorescere - hervorblühen
Synonyme: Hauteffloreszenz, Morphe, Hautblüte (obsolet)
Englisch: efflorescence
Definition
Effloreszenzen sind die Grundelemente pathologischer Hautveränderungen. Sie dienen der Beschreibung des dermatologischen Befundes. Man unterscheidet nach dem Zeitpunkt ihres Auftretens zwischen Primär- und Sekundäreffloreszenzen.
Hintergrund
Die klassische Dermatologie klassifiziert Hautkrankheiten primär nach ihrem klinischen Aspekt. Der Grund dafür ist, dass die sorgfältige Analyse einer morphologischen Veränderung der Haut in vielen Fällen eine Diagnose ohne zusätzliche Hilfsmittel, also nur durch Inspektion, erlaubt.
Die charakteristischen Effloreszenzen werden deshalb auch zur Benennung von Erkrankungsgruppen herangezogen. Erkrankungen, die mit einer Quaddelbildung einhergehen, werden z.B. als Urtikaria bezeichnet, blasenbildende Hautveränderungen als bullöse Dermatosen. Diese Nomenklatur hat Schwächen, da hinter einer bestimmten Hautveränderung ätiologisch sehr unterschiedliche Pathologien stecken können. Durch die zunehmende Verwendung immunhistochemischer und molekularbiologischer Diagnoseverfahren rückt die Dermatologie von der rein deskriptiven Einordnung ab.
Einteilung
Primäre Effloreszenzen
Primäre Effloreszenzen sind üblicherweise direkte Folgen der Erkrankung; die wichtigsten sind im Folgenden aufgeführt:
- Macula (Fleck)
- Papula (Knötchen)
- Tuber (oberflächlicher Knoten)
- Nodus (tiefer Knoten)
- Plaque (Platte)
- Phyma (Knolle, Tumor)
- Urtica (Quaddel) und Angioödem
- Vesicula (Bläschen)
- Bulla (Blase)
- Pustula (Eiterbläschen)
Sekundäre Effloreszenzen
Sekundäre Effloreszenzen sind spätere Entwicklungsstufen der Hautveränderung und entwickeln sich aus primären. Sie können aber auch durch Schädigung der Haut von außen (zum Beispiel Kratzen bei Juckreiz oder durch Infektion einer Läsion) entstehen. Beispiele für Sekundäreffloreszenzen sind:
- Crusta (Kruste)
- Nekrose bzw. Schorf
- Squama (Schuppe)
- Erosio (Erosion)
- Ulcus (Geschwür)
- Excoriatio (Abschürfung)
- Rhagade (Schrunde)
- Fissura (Fissur, Riss)
- Cicatrix (Narbe)
- Atrophia (Hautschwund)
Weitere Effloreszenzen
Form
Meist besitzen die Effloreszenzen eine rundliche oder ovale Form. Ringförmige, anuläre oder zirkuläre Herde können z.B. durch zentrale Abheilung und randbetontes zentrifugales Fortschreiten entstehen. Eine Iris- bzw. Kokardenform ergibt sich, wenn mehrere ringförmige Effloreszenzen konzentrisch ineinander liegen. Des Weiteren existieren bogige (gyrierte), schlangenförmig gewundene (serpiginöse) oder polyzyklische Herde.
Verteilung
Für die Diagnostik ist nicht nur die Bestimmung der einzelnen Effloreszenzen wichtig, sondern auch ihre Verteilung auf dem Integument. Sie können asymmetrisch oder symmetrisch bzw. unilateral oder bilateral auftreten. Weiterhin unterscheidet man u.a. zwischen:
- linearer Anordnung: z.B. streifig entlang der Lymphbahnen (sporotrichoid)
- segmentaler Anordnung: entlang der Dermatome
- Anordnung entlang der embryonalen Zellwanderung (Blaschko-Linien)
- follikulärer Anordnung: an den Follikelöffnungen
- solitärer oder zirkumskripter Anordnung: umschriebene, einzeln vorkommende Hautveränderungen
- intertriginöser Anordnung: im Bereich der großen Hautfalten (Intertrigines)
Treten Hauteffloreszenzen plötzlich großflächig auf, bezeichnet man sie in ihrer Gesamtheit als Exanthem. Die Einzeleffloreszenzen dienen dann der genaueren Benennung des Exanthems. Ein makulopapulöses Exanthem setzt sich aus Flecken und Knötchen zusammen. Ähnelt ein Exanthem dem Hautbefund einer bestimmten Erkrankung, wird es nach ihr benannt. So spricht man z.B. von morbilliformen, scarlatiniformen oder herpetiformen Exanthemen.
Ein plötzlich auftretender Ausschlag an der Schleimhaut wird als Enanthem bezeichnet.
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