Piroplasmose (Pferd)
Englisch: piroplasmosis
Definition
Als Piroplasmose fasst man beim Pferd Infektionen mit den Blutparasiten Babesia caballi und Theileria equi zusammen.
Ätiologie
Die einzelligen Parasiten Babesia caballi und Theileria equi werden von verschiedenen Zeckenarten übertragen. In endemischen Gebieten (z.B. Süd- und Osteuropa) kommt es häufig auch zu Mischinfektionen.
Epidemiologie
Die Zecken stellen ein Reservoir für Babesia caballi da, wodurch diese den Erreger von Generation zu Generation weitergeben. Bei Theilerien hingegen findet in den Zecken keine transovarielle Übertragung statt, weshalb Pferde als Hauptreservoir gelten.
Aufgrund des Klimawandels ist zu befürchten, dass in Zukunft Zeckenarten, welche die Piroplasmose übertragen, auch in nördlicheren Gebieten (z.B. Mitteleuropa) vermehrt vorkommen werden.
Pathogenese
Die Piroplasmen parasitieren nach der Übertragung durch den Speichel der Zecke in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Durch intraerythrozytäre Vermehrung kommt es zu einer Ruptur der roten Blutzellen und zu einer Freisetzung zahlreicher Parasiten. Der Zelluntergang führt zu einer intravaskulären Hämolyse und den damit einhergehenden typischen Symptomen.
Klinik
Infektionen mit Theileria equi (Theileriose) gehen in der Regel mit einer deutlichen Erkrankung einher, während ein Befall mit Babesia caballi (Babesiose) deutlich milder verläuft. Häufige Symptome einer klinisch manifesten Erkrankung sind:
Bei einer akuten Theileriose können Tachykardie, Tachypnoe, Hämoglobinurie, Petechien, Ödeme und Kolikanzeichen auftreten. Die Sterberate wird zwischen 10 und 50 % angegeben.
Diagnostik
Während der akuten Krankheitsphase kann der Nachweis der Parasiten mikroskopisch im gefärbten (Giemsa-Lösung) Blutausstrich erfolgen. In klinisch unauffälligen Phasen gelingt der Nachweis unter dem Mikroskop in der Regel jedoch nicht. Die Erreger können aber in jedem Krankheitsstadium mittels hochsensitiver PCR-Verfahren detektiert werden. Gleichzeitig ermöglicht die PCR eine einfache Unterscheidung zwischen Theileria equi und Babesia caballi.
Vor dem Import von Tieren aus Endemiegebieten wird die Durchführung von serologischen Tests empfohlen, um asymptomatische Trägertiere zu identifizieren.
Therapie
Imidocarb-Diproprionat ist das Mittel der Wahl zur Therapie. Das Arzneimittel ist in vielen Ländern (z.B. Deutschland) nicht zugelassen und muss daher umgewidmet werden. Die möglichen hepatotoxischen und nephrotoxischen Wirkungen des Wirkstoffs sind jedoch zu beachten.
Bei Babesia caballi sind in der Regel zweimalige intramuskuläre Injektionen im Abstand von 48 Stunden ausreichend, um eine deutliche klinisch und labordiagnostische Verbesserung bzw. sogar Heilung zu erzielen. Um Theileria equi zu eliminieren, sind häufig vier Injektionen im Abstand von 72 Stunden (in höherer Dosierung) notwendig.
Da die Erreger auch persistieren können, werden serologische Kontrollen oder PCR-Tests einige Wochen nach dem Ende der Therapie empfohlen.
Prognose
Infektionen mit Babesia caballi verlaufen in der Regel mild. Bei Theileria equi beträgt die Sterberate 10-50 %, wobei auch überlebende Pferde lebenslang potenzielle Überträger bleiben können.
Prophylaxe
Derzeit (2021) stehen keine Impfstoffe zur Verfügung. Konsequente Prophylaxemaßnahmen gegen Zecken und serologische Tests zur Verhinderung der Einschleppung aus Endemiegebieten sollten durchgeführt werden.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
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