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Pilonidalsinus

von lateinisch: pilus - Haar, nidus - Nest, sinus - Höhle
Synonyme: Sinus pilonidalis, Steißbeinfistel, Sacraldermoid, Haarnestgrübchen, Haarnestzyste, "jeep disease"
Englisch: pilonidal disease

1. Definition

Der Pilonidalsinus ist eine entzündlich bedingte Fistelbildung, die fast immer oberhalb der Rima ani auftritt.

2. Pathogenese

Die Entstehung des Pilonidalsinus wird auf das Einwachsen abgebrochener Haare in die Haut zurückgeführt. Abgebrochene Haare werden durch Reibebewegungen des Gesäßes stetig tiefer in Haut und Subkutis gedrückt. Dadurch entsteht ein Fremdkörpergranulom, welches sich infizieren und zu einem Abszess formieren kann. Aus der Abszedierung bilden sich dann in der Regel Fistelgänge, welche in die Tiefe des Gewebes oder auch an die Hautoberfläche ausbreiten können.

Ein Pilonidalsinus findet sich fast ausschliesslich steißbeinnah an der Rima ani. Weitaus seltener ist ein Pilonidalsinus in der Nabelregion und in der Penisregion beschrieben.

Die Entstehung eines Pilonidalsinus begünstigende Faktoren sind:

  • starke Behaarung
  • starke Schweißsekretion
  • überwiegend sitzende Haltung (z.B. Kraftfahrer, Bürokräfte)
  • Adipositas
  • Acne inversa

3. Epidemiologie

Ein Pilonidalsinus ist eine Erkrankung, die gehäuft bei Männern zwischen 20 und 30 Jahren auftritt. Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die Inzidenz beträgt nach Studienergebnissen etwa 20-30/100.000 Einwohner.

4. Klinik

Aufgrund der klinischen Präsentation können drei Verlaufszustände eines Pilonidalsinus unterschieden werden:

  • asymptomatische Form
  • akut abszedierende Form
  • chronisch-entzündliche Form

Die asymptomatische Form verursacht keine Beschwerden, bei der Inspektion der Gesäßregion können jedoch bereits Öffnungen der Haut festgestellt werden, die nicht entzündlich verändert sind.

Bei der akut abszedierenden Form besteht eine Schwellung, Rötung und Schmerzhaftigkeit der betroffenen Region, eventuell ist auch Fieber festzustellen. Die chronisch-entzündliche Form verursacht Beschwerden wechselnder Intensität. Leitbefund ist eine rezidivierende Sekretion serös-eitriger Flüssigkeit aus den Öffnungen des Pilonidalsinus.

Eine Spontanheilung ist ausgeschlossen. Bei lange Zeit bestehenden chronischen Verläufen ist eine maligne Entartung zu einem Plattenepithelkarzinom möglich.


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5. Diagnose

Der Pilonidalsinus ist eine Blickdiagnose. Durch Anamnese, Inspektion und Palpation kann eine sichere Diagnose gestellt werden. Bei Druck auf die Umgebung lässt sich im Rahmen der Untersuchung entzündliches Sekret aus den Öffnungen des Pilonidalsinus entleeren.

Bei untypischem Alter sind das präsakrale Teratom und die Spina bifida differentialdiagnostisch auszuschliessen.

6. Therapie

Die Therapie eines Pilonidalsinus ist immer operativ. Liegt ein hochakuter Abszess vor, kann dieser vor einer Operation durch Stichinzision entlastet und nach Rückgang der Entzündungszeichen elektiv operiert werden.

Bei der Operation sollte eine umfassende Exzision der Fistelgänge und des umliegenden Gewebes vorgenommen werden. Zur besseren Darstellung der Fistelgänge kann im Rahmen der Operation Methylenblau in die Fistelöffnung eingespritzt werden. Dadurch werden kleinere Abzweigungen nicht übersehen.

Über das Vorgehen nach der Exzision bestehen divergierende Ansichten. Prinzipiell kann die Operationswunde primär durch Naht bzw. Lappenplastik (z.B. Karydakis-Lappen, Limberg-Lappen oder Cleft-Lift-Verfahren) verschlossen oder aber offen einer sekundären Wundheilung (nach Marsupialisation) zugeführt werden. Studien zeigen, dass das offene Vorgehen mit sekundärer Wundheilung zu weniger Rezidiven führt. Jedoch dauert die sekundäre Wundheilung ca. 6-8 Wochen, in der eine regelmäßige Wundbehandlung erforderlich ist.

Erfolgt ein primärer Wundverschluss, ist die postoperative Behandlung unkomplizierter, Rezidive jedoch häufiger. Der Rezidivneigung kann wahrscheinlich am besten mit suffizienter Exzision, maximal steriler Vorgehensweise beim Wundverschluss und großzügiger perioperativer Antibiotikagabe vorgebeugt werden, wobei das erhöhte Rezidivrisiko jedoch immer noch besteht.

Des Weiteren steht das Pit picking als minimalinvasive Behandlungsmethode zur Verfügung.

7. Prophylaxe

Bei asymptomatischen Pilonidalsinus kann durch eine ausreichende Analhygiene, regelmäßiges Rasieren und Kontrolluntersuchungen einer Entzündung vorgebeugt werden.

8. Weblinks

Stichworte: Abszess, Fistel, Steißbein
Fachgebiete: Chirurgie

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