Paraproteinämische Polyneuropathie
Synonym: paraproteinämische Neuropathie
Englisch: paraproteinaemic neuropathy
Definition
Die paraproteinämische Polyneuropathie, kurz PPP, ist eine chronische, meist distal-symmetrische Polyneuropathie, die im Zusammenhang mit monoklonalen Gammopathien auftritt. Sie ist eine heterogene Krankheitsgruppe, bei der pathophysiologisch die Ablagerung bzw. toxische Wirkung monoklonaler Immunglobuline (Paraproteine) im Vordergrund steht.
Ätiologie
Paraproteinämien treten im Rahmen verschiedener hämatologischer Erkrankungen auf. Häufige Ursachen sind:
- Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)
- Multiples Myelom
- Morbus Waldenström (Makroglobulinämie)
- andere lymphoproliferative Erkrankungen
Klinik
Die klinische Symptomatik ist variabel, typischerweise finden sich:
- Langsam progrediente, distal betonte sensible Neuropathie (Kribbeln, Hypästhesien, Dysästhesien)
- Motorische Defizite (Schwäche, Atrophien), im Verlauf vor allem an den unteren Extremitäten
- Selten autonome Symptome (z.B. orthostatische Dysregulation)
Bei IgM-Paraproteinämien treten häufig demyelinisierende Neuropathien auf, bei IgG- oder IgA-Paraproteinämien eher axonale eine Schädigung.
Diagnostik
- Elektrophysiologische Untersuchung: Nachweis axonaler oder demyelinisierender Muster
- Serum- und Urineiweißelektrophorese mit Immunfixation
- Knochenmarksdiagnostik bei Verdacht auf hämatologische Grunderkrankung
- Nervenbiopsie in Einzelfällen
Differenzialdiagnosen
- Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)
- Diabetische Polyneuropathie
- Toxische oder hereditäre Neuropathien
Therapie
Die Behandlung richtet sich primär nach der zugrunde liegenden Ursache. Mögliche Optionen sind:
- Immunmodulatorische Therapien (z.B. Rituximab bei IgM-assoziierter Neuropathie)
- Chemotherapie und zielgerichtete Therapien bei Multiplem Myelom oder Morbus Waldenström
- Symptomatische Behandlung der Neuropathie (Schmerztherapie, Physiotherapie, Hilfsmittelversorgung)
Prognose
Der Verlauf ist abhängig von der zugrunde liegenden Paraproteinämie und dem Ausmaß der Neuropathie. Bei MGUS kann die Neuropathie stabil bleiben, während sie bei malignen Erkrankungen meist progredient verläuft.
Literatur
- Latov, N. (2014). Diagnosis and treatment of chronic acquired demyelinating polyneuropathies. Nat Rev Neurol, 10(8), 435–446. DOI:10.1038/nrneurol.2014.117
- European Federation of Neurological Societies/Peripheral Nerve Society (EFNS/PNS) Guidelines on management of paraproteinemic demyelinating neuropathies. Eur J Neurol. 2010;17(3):356–363. https://doi.org/10.1111/j.1529-8027.2010.00278.x