Nephroptose
Synonyme: Ren mobilis, Ren migrans, Senkniere, "Wanderniere"
Englisch: nephroptosis, hypermobile kidney
Definition
Hintergrund
Beim Wechseln von der liegenden in die stehende Position ist ein Absinken der Niere um bis zu zwei Wirbelkörperhöhen physiologisch.
Epidemiologie
Die genaue Inzidenz ist unklar, was auch daran liegt, dass ein Großteil der Fälle asymptomatisch verläuft. Insbesondere schlanke Frauen sind häufiger betroffen als Männer.[1]
Ätiopathogenese
Die genauen Ursachen den Nephroptose sind unklar. Es wird angenommen, dass eine unzureichende Fixierung der Niere durch einen Mangel an retroperitonealen Baufett oder eine Schwäche der Fascia renalis zugrunde liegt. Dies geht zurück auf das häufige Auftreten einer Nephroptose bei sehr schlanken Patienten (z.B. bei Magersucht).
Als mögliche Entstehungsmechanismen für den Schmerz wird eine Abknickung der Nierengefäße (temporäre Ischämie und/oder venöser Stau) oder des Ureters sowie eine Dehnung der Nerven in der Beckengegend diskutiert.
In ca. 70 % der Fälle ist die rechte Niere, in 10 % die linke und in 20 % sind beide Nieren betroffen.[2]
Symptome
Die Nephroptose ist in den meisten Fällen asymptomatisch.
Mögliche Symptome sind:[2]
- Flanken- oder Rückenschmerzen (Leitsymptom), teils ziehend oder kolikartig und mit einem Schweregefühl im Abdomen verbunden. Typischerweise treten die Schmerzen beim Aufstehen, im Stehen oder nach längerem Gehen auf und zeigen eine Besserung im Liegen.
- Übelkeit, Erbrechen
- abdominale Vorwölbung bei sehr schlanken Patienten
- transiente Mikro- oder Makrohämaturie
- rezidivierende Harnwegsinfektionen
- selten arterielle Hypertonie durch Aktivierung des RAAS
Komplikationen
Teilweise kann es durch Abknickung des Harnleiters zu einer schweren Hydronephrose (sogenannte Dietl-Krise) mit starken Schmerzen, Übelkeit, Tachykardie, Oligurie, Hämaturie und Proteinurie kommen.
Diagnostik
Zur Diagnosestellung erfolgt ein radiologischer Nachweis eines Absinkens der Niere bei Übergang von der Horizontalen in die Vertikale um mehr als 5 cm oder 2 Wirbelkörperhöhen[1]. Dies kann sonografisch oder per i.v.-Pyelogramm geschehen. Typischerweise kommt es beim Absinken zu einer zusätzlichen Rotation, sodass der untere Pol nach ventral verlagert wird. Begleitend kann sich eine Hydronephrose finden.
Bei V.a. auf eine Minderperfusion kann eine Nierenszintigraphie durchgeführt werden.
Therapie
In der Mehrzahl der Fälle ist keine Therapie notwendig. Bei Bedarf erfolgt eine operative Fixierung der Nieren (Nephropexie), die offen oder mittels Retroperitoneoskopie erfolgen kann. Die Niere wird dabei am Musculus psoas fixiert. So kann eine eventuelle Harnstauung behoben werden.
Bei einer Dietl-Krise kann versucht werden, die betroffene Niere durch manuellen Druck oder Anziehen der Knie in ihre natürliche Position zu befördern.[2]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Barber NJ, Thompson PM: "Nephroptosis and Nephropexy - Hung Up on the Past?" European Urology, 2004.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Srirangam, Pollard, Adeyoju, O’Reilly: "Nephroptosis: seriously misunderstood?" BJU International, 2008.
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