Gorlin-Goltz-Syndrom
Synonyme: Nävoid-Basalzell-Karzinom-Syndrom, nävoides Basalzellkarzinom-Syndrom, Basalzellnävussyndrom, Nävobasaliomatose, Naevobasaliom, Gorlin-Syndrom, NBCCS
Definition
Das Gorlin-Goltz-Syndrom ist ein kutanes Syndrom, das mit multiplen Basalzellkarzinomen im gesamten Integument, Kieferzysten und Skelettfehlbildungen (Skoliose, Spina bifida, Gabelrippen, Wirbelkörperverwachsungen) assoziiert ist.
Abgrenzung
Das Gorlin-Goltz-Syndrom ist nicht identisch mit dem Goltz-Gorlin-Syndrom. Diese Erkrankung folgt einem X-chromosomalen Erbgang. Deshalb sind zumeist nur Frauen betroffen, da männliche Embryonen absterben. Im Gegensatz dazu können sowohl Männer als auch Frauen vom Gorlin-Goltz-Syndrom betroffen sein.
Ätiologie
Das Gorlin-Goltz-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt mit inkompletter Penetranz. Ursächlich ist eine loss-of-function-Mutation im Tumorsuppressorgen PTCH1 (Chromosom 9 (9q22.3-q31)). Die Proliferationsrate der Zellen wird nicht mehr kontrolliert, es kommt zu sporadischen Basalzellkarzinomen. PTCH1 kodiert für ein transmembranäres Protein, welches für die Hemmung eines weiteren Proteins, des SMO-Proteins, zuständig ist. Ein Defekt des PTCH1 führt zu einer ständigen Aktivierung des SMO, wodurch für die Zellproliferation stimulierende Signale dominieren und es zu einer Entartung kommt.
Diagnose
Genetisch
Das Gorlin-Goltz-Syndrom kann durch einen direkten molekulargenetischen Nachweis des Gendefektes nachgewiesen werden. Alternativ zu dieser relativ aufwendigen Methode ist eine klinische Diagnosestellung möglich.
Klinisch
Zur klinischen Diagnosestellung werden klinische Haupt- und Nebenkriterien unterschieden, wobei die Diagnose als sicher gilt, sobald 2 Hauptkriterien oder 1 Hauptkriterium und 2 Nebenkriterien vorhanden sind.
Hauptkriterien:
- Verkalkung der Falx cerebri
- Odontogene Kieferzyste
- Palmare/plantare Pits (grübchenförmige Einsenkungen)
- Multiple Basalzellkarzinome: über 5 im Laufe des Lebens oder 1 vor dem 30. Lebensjahr
- Basallzellkarzinom bei Verwandten 1. Grades
Nebenkriterien:
- Medulloblastom im Kindesalter
- Lymphomesenterische oder pleurale Zysten
- Makrozephalie
- Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder andere Auffälligkeiten des Gesichtsschädels
- Anomalien der Wirbel oder Rippen
- Polydaktylie
- Fibrome des Ovars oder des Herzens
- Augenanomalien
Therapie
Die Möglichkeiten der Behandlung des Gorlin-Goltz-Syndroms bestehen in einer Kryotherapie, einer photodynamischen Therapie und der Behandlung mit topisch angewendetem Imiquimod oder 5-Fluoruracil. Eine Behandlung mittels Radiatio, wie sie bei Basalzellkarzinomen durchgeführt werden kann, ist hier jedoch kontraindiziert.