Mykotische Rhinitis (Hund)
Synonyme: Rhinitis mycotica, Pilzrhinosinusitis, Aspergillenrhinosinusitis
Englisch: mycotic rhinitis
Definition
Als mykotische Rhinitis bezeichnet man beim Hund eine durch Pilze hervorgerufene Entzündung der Nase und gegebenenfalls der Nebenhöhlen (Rhinosinusitis).
Vorkommen
Meist sind junge bis mittelalte, mesati- und dolichozephale Tiere betroffen.
Ätiopathogenese
Die mykotische Rhinitis wird beim Hund meist durch opportunistische Aspergillenarten (z.B. Aspergillus fumigatus, Aspergillus niger, Aspergillus nidulans) hervorgerufen. In selteneren Fällen kann die Erkrankung auch durch Penicillium-Arten verursacht werden.
Die Pathogenese ist bisher (2021) weitgehend ungeklärt. Betroffene Tiere weisen in der Regel keine systemische Immunsuppression auf. Eine lokale Schleimhautimmunität kann den Erreger zwar an einer systemischen Ausbreitung hindern, jedoch nicht komplett abstoßen. Die Entstehung einer mykotischen Rhinitis wird vermutlich durch Verletzungen der Nasenschleimhaut, längerfristige Antibiotikabehandlungen einer bakteriellen Rhinitis oder Neoplasien in der Nase begünstigt.
Sekundär kann es zur lokalen Ausbreitung in die Nasennebenhöhlen kommen.
Klinik
Mögliche klinische Anzeichen sind:
- mukopurulenter, blutig-eitriger oder blutiger Nasenausfluss
- Niesen
- Schmerzhaftigkeit des Gesichtsschädels (Schmerzreaktion bei Berührung, Einschränkung der Kopfbewegung etc.)
- Pigmentverlust und Ulzera in der Umgebung der Nasenöffnungen (hervorgerufen durch Pilztoxine)
- Hyperkeratose des Nasenspiegels
- Gewichtsverlust
- Inappetenz
- Zerstörung der Nasenmuscheln
- neurologische Symptome (bei Übergriff auf das Gehirn via Siebbeinplatte)
Diagnostik
Mittels bildgebender Diagnostik (Röntgen, CT) kann meist eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Im Röntgen sind im Frühstadium in der Regel kaum Veränderungen sichtbar. Mit Fortschreiten der Erkrankung kommt es zur Conchendestruktion und Zerstörung der Nasenscheidewand. Stirnhöhle (Sinus frontalis) und kaudale Nasenhöhle können durch Sekretansammlungen verschattet erscheinen. In der Computertomografie sind häufig Schleimhaut- und Knochenverdickungen und löchrige Zerstörungen der Nasenmuscheln erkennbar.
Mittels Zytologie und Pilzkultur kann die Diagnose in der Regel gesichert werden. Proben für die Zytologie sollten dabei möglichst unter rhinoskopischer Sichtkontrolle von pilzverdächtigen Stellen entnommen werden. Einfache Tupferproben sind vorsichtig zu bewerten, da bei starkem sekundärem Bakterienbefall die Untersuchung meist falsch negativ ist. Zu falsch positiven Befunden kommt es insbesondere im ländlichen Bereich, da Aspergillen auf der Nasenschleimhaut klinisch gesunder Hunde relativ häufig nachweisbar sind. In fortgeschrittenen Fällen kann mittels Rhinoskopie die Zerstörung der Nasenmuscheln erkennbar sein.
Therapie
Die Therapie einer mykotischen Rhinitis stellt eine Herausforderung dar. Zur Anwendung kommen entweder systemische oder lokale Antimykotika. Die systemische Behandlung (z.B. mit Itraconazol oder Fluconazol) muss langfristig über mehrere Wochen angewendet werden. Es werden Heilungsraten von bis zu 70 % beschrieben.
Die lokale Therapie ist meist erfolgreicher als die systemische Behandlung. Bei den neueren Techniken werden die Medikamente (z.B: 2%iges Enilconazol) in Allgemeinnarkose verabreicht. Dabei werden die Medikamente über Irrigationsschläuche in die Nasenhöhlen und in den Sinus frontalis verabreicht. Ein zuvor durchgeführtes Debridement unter rhinoskopischer Kontrolle kann dabei die Heilungschancen auf bis zu 90 % steigern. Eine zusätzliche systemische Behandlung ist in der Regel nur bei unzureichendem Ansprechen auf die lokale Therapie bzw. bei Knochen- oder Weichteilinvasion notwendig.
Quellen
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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