Morbus Stargardt
nach Karl Bruno Stargardt (1875-1927), deutscher Ophthalmologe
Synonym: Fundus flavimaculatus, Behr-Syndrom II
Englisch: Stargardt's disease, Stargardt's macular dystrophy, Stargardt disease
Definition
Der Morbus Stargardt ist eine seltene, in der Regel autosomal-rezessiv vererbbare, juvenile Makuladegeneration mit Zerfall der retinalen Photorezeptoren.
- ICD-10-Code: H53.5
Epidemiologie
Die Inzidenz des Morbus Stargardt wird auf ca. 1/10.000 Personen geschätzt.
Geschichte
Die Erkrankung wurde erstmals 1909 von dem deutschen Augenarzt Karl Bruno Stargardt in der Augenklinik in Marburg beschrieben.
Ätiologie
Die häufigste Ursache des Morbus Stargardt sind autosomal-rezessiv vererbte Mutationen des ABCA4-Gens (Genlokus 1p22.1). Seltener kommen autosomal-dominant vererbte Mutationen im ELOVL4- oder PROM1-Gen vor.
Die Mutation im ABCA4-Gen führt zu einer gestörten Verteilung von Vitamin A in der Retina und zu einer vermehrten Bildung von toxischen Vitamin-A-Dimeren (Bisretinoide) und weiteren Abbauprodukten. In der Folge entstehen Lipofuszingranula im retinalen Pigmentepithel.
Symptome
Der Morbus Stargardt manifestiert sich typischerweise vor dem 20. Lebensjahr in Form eines bilateralen Visusverlustes. Die Sehschärfe ist anfangs nur mäßig herabgesetzt, im Endstadium liegt sie meist bei 0,1. Eine komplette Erblindung ist nicht zu befürchten.
Neben der Visusreduktion können Patienten mit Morbus Stargardt folgende Symptome aufweisen:
- unspezifisch gestörtes Farbsehen
- zentrale Skotome
- gestörte Dunkeladaptation
Diagnostik
Die Diagnose eines Morbus Stargard erfolgt durch eine Anamnese und augenärztliche Untersuchung.
Ophthalmoskopie
Anfangs findet sich nur eine Abschwächung der Foveolarreflexe. Im Verlauf zeigen sich eine zentrale Pigmentepitheldestruktion und später ausgeprägte Defekte sowie Atrophien.
Das Vorliegen von weißlich-gelblichen, unscharf begrenzten, fischzugartig angeordneten Flecken in der mittlere Fundusperipherie wird als Fundus flavimaculatus bezeichnet. Dieser kann jedoch auch bei Patienten ohne Visusstörungen vorkommen. In Spätstadien finden sich choroidale Neovaskularisationen. Bei ausgeprägtem Verlauf sieht man in der Makula eine horizontal-ovale Pigmentepithelveränderung. Die Fovea erscheint metallisch glänzend.
Fluoreszenzangiographie
In der Fluoreszenzangiographie erkennt man die punktförmigen Defekte des retinalen Pigmentepithels als sog. Fensterdefekte sowie bei einigen Patienten eine insgesamt sehr reduzierte Fluoreszenz der Aderhaut ("dark choroid"). Dieses Bild ist für die Diagnose beweisend.
Weitere Diagnostik
In der optischen Kohärenztomografie (OCT) sieht man in der Makula die Defekte der Photorezeptoren, während die periphere Netzhaut teilweise normal erscheint.
Bei Morbus Stargardt sind Elektroretinographie (ERG) und Elektrookulographie (EOG) meist unauffällig oder nur gering verändert. Genetische Untersuchungen werden i.d.R. nicht durchgeführt.
Pathohistologie
Pathohistologisch findet sich eine diffuse Einlagerung von Lipofuszin im retinalen Pigmentepithel. Weiterhin liegt eine fokale Hypertrophie der Pigmentepithelzellen sowie ein zentraler Verlust der Pigmentepithelzellen und Photorezeptoren vor.
Differenzialdiagnosen
Therapie
Zur Zeit (2024) gibt es keine kausale Therapie. Vergrößernde Sehhilfen können eine Lesefähigkeit ermöglichen. Die Patienten sollen übermäßige UV-Strahlung sowie Lebensmittel, die reich an Vitamin A sind, vermeiden.
Weiterhin laufen derzeit klinische Studien mit Soraprazan, einem reversiblen Protonenpumpenhemmer. In einigen Studien wurde beobachtet, dass Soraprazan das akkumulierende Lipofuszin abbauen kann. Weiterhin befinden sich Gen- und Stammzelltherapien im experimentellen Stadium.
um diese Funktion zu nutzen.