Mittelfrequenztherapie
Definition
Unter der Mittelfrequenztherapie versteht man eine Form der Elektrotherapie, die mit Wechselstrom mittlerer Frequenz (1 - 100 kHz) erfolgt.
Hintergrund
Mittelfrequente Ströme bestehen aus einer Trägerfrequenz und einer aufmodulierten Wirkfrequenz. Diese liegt bei 0,1 bis 200 Hz.[1]
Indikationen
Indikationen für die Mittelfrequenztherapie sind ein fehlendes Muskelgefühl, eine mangelnde Muskelaktivierung sowie eine Muskeltonisierung oder Muskeldetonisierung, z.B. bei muskulärer Dysbalance. Ferner wird sie zum Teil bei Periarthropathien, bei partieller oder kompletter Denervierung, bei Neuropathien oder Neuralgien sowie bei Myalgien und Wundheilungsstörungen angewendet.
Eine Sonderstellung nimmt die nicht-invasive transkutane Rückenmarkstimulation (tSCS) ein, die zunehmend in der motorischen Rehabilitation nach Querschnittlähmung eingesetzt wird.
Kontraindikationen
Die Mittelfrequenztherapie darf bei entzündlichen Erkrankungen der Venen oder Arterien sowie bei Patienten mit Herzschrittmacher nicht angewendet werden. Im Bereich von Hautverletzungen sollten man die Elektroden nicht anbringen.
In Bezug auf Metallimplantate im Anwendungsgebiet gibt es keinen einheitlichen wissenschaftlichen Konsens.
Wirkung
Die Mittelfrequenztherapie kann bei entsprechender Modulation sowohl zur Muskelstimulation (Schwellstrom bei 20 bis 80 Hz), Detonisation (80 bis 100 Hz) oder zur Analgesie (100 bis 200 Hz) eingesetzt werden. Weiterhin entsteht durch die Aktivierung der Skelettmuskulatur und eventuell auch durch eine Wirkung auf die glatte Muskulatur in den Gefäßwänden, eine Hyperämie.
Studien jüngerer Zeit zeigten bei der tSCS eine nachhaltige Aktivierung motorischer Bahnen im Rückenmark und in der Peripherie, bei gleichzeitiger Verringerung der Aktivität im motorischen Kortex. Die genauen biochemischen und zellulären Mechanismen, die zu dieser Wirkung führen, sind derzeit (2024) noch weitgehend ungeklärt.
Formen
Zum einen können sinus- oder rechteckförmige Ströme mit verschiedenen Frequenzen eingesetzt werden, die ähnlich wie die Reizströme der Niederfrequenztherapie wirken, zum anderen kommt gelegentlich auch der unmodulierte mittelfrequente Strom zum Einsatz.
Möglich ist ebenfalls die Anwendung zweier Interferenzströme mit ähnlichen Frequenzen, die durch Überlagerung im Zielgewebe zu ihrer Wirkung führen.
Bei der tSCS kommt oft eine Trägerfrequenz von 10 kHz und eine Modulationsfrequenz von 30 Hz zum Einsatz. Hierbei werden sehr kurze Impulspakete im Bereich 0,5 bis 1 ms genutzt.
Literatur
- Neonorth; Die Elektrotherapie einfach erklärt; abgerufen am 11.07.2024
Quelle
- ↑ GBO; Elektrotherapie; abgerufen am 11.07.2024