Melorheostose
nach dem französischen Neurologen André Léri (1875–1930)
Synonyme: Léri-Syndrom, Léri-Krankheit, Kerzenwachskrankheit, Wachsknochenkrankheit
Englisch: melorheostosis, Léri disease
Definition
Als Melorheostose oder Léri-Syndrom bezeichnet man eine seltene mesenchymale Dysplasie, die mit Fehlbildungen der Knochen (z.B. kortikale Hyperostosen) einhergeht.
Epidemiologie
Die Melorheostose betrifft Mädchen und Jungen gleich oft und manifestiert sich in nahezu 50 % der Fälle vor dem 20. Lebensjahr. Eine familiäre Häufung wurde bisher nicht beobachtet.[1]
Ätiologie
Als mögliche Ursache der Melorheostose wird eine Mutation im LEMD3-Gen (12q12-12q14.3) angenommen. Dieses kodiert für ein Protein, das in die Knochenentwicklung sowie in den TGF-β-Signalweg (Transforming growth factor β) involviert ist und dessen Funktion durch die Mutation verloren geht (loss of function).[2]
Symptomatik
Die Melorheostose kann lange Zeit asymptomatisch sein und sich erst in der Adoleszenz klinisch ausprägen. Sie äußert sich dann unter anderem durch Knochenschmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen. Durch die Beteiligung von Bindegewebe kann es zu Schwellungen, Gelenkkontrakturen und Ossifikationen kommen. Tritt die Erkrankung in jüngerem Alter auf, so kann es durch die Beeinträchtigung der Epiphysenfugen zu Wachstumsstörungen und letztendlich zu Verkürzungen der Extremitäten (z.B. Beinverkürzung) kommen.[3]
Diagnostik
Die beschriebenen kortikalen Hyperostosen sind im konventionellen Röntgenbild sichtbar. Hier zeigen sich abschnittsweise wachsartig erscheinende Kortikalisverdickungen, die der Erkrankung auch ihre anderen Bezeichnungen (Kerzenwachskrankheit, Wachsknochenkrankheit) gegeben haben.
In der MRT sieht man die Ausbreitung der Erkrankung mit Beteiligung von Knochen-, Knorpel-, Fett- und Bindegewebe.
Eine Blutuntersuchung ist oft wenig wegweisend, da Calcium, Phosphat sowie alkalische Phosphatase im Serum zumeist normwertig sind.
Differentialdiagnostik
Therapie
Aktuell (2023) gibt es noch keine kausale Therapie zur Behandlung der Melorheostose. Grundsätzlich kann die Erkrankung benigne verlaufen und keiner Therapie bedürfen. Geringgradige Bewegungseinschränkungen können mittels Physiotherapie behandelt werden. Bei starken Beschwerden wie Kontrakturen oder persistierenden Schmerzen kann eine chirurgische Intervention indiziert sein. Hier können Sehnen-Operationen zur Reduktion der Kontrakturen und in ausgeprägten Fällen Amputationen der betroffenen Gliedmaßen notwendig sein.
Quellen
- ↑ N. T. Kalbermatten et al. Progressive melorheostosis in the peripheral and axial skeleton with associated vascular malformations: imaging findings over three decades, Skeletal Radiology, 2001
- ↑ Rakesh Kumar et al. Melorheostosis – Case Report of Rare Disease, J Orthop Case Reports, 2014
- ↑ Azouz EM et al. Melorheostosis, Orphanet, 2005
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