Mastektomie (Hund)
Synonyme: Ablatio mammae, Mammaablation
Englisch: mastectomy
Definition
Als Mastektomie bezeichnet man die uni- oder bilaterale chirurgische Entfernung (Ablation) einzelner oder mehrerer Mammarkomplexe bei der Hündin.
Indikation
Mit Ausnahme des inflammatorischen Karzinoms ist die radikale chirurgische Exzision bei allen Mammatumoren das Mittel der Wahl. Mithilfe der Operation kann einerseits eine histologische Diagnose des veränderten Gewebes, anderenfalls (in vielen Fällen) eine vollständige Genesung erzielt werden.
Auch bei bereits metastasierten Mammatumoren wird durch einen chirurgischen Eingriff die Lebensqualität verbessert und/oder das Fortschreiten der Erkrankung positiv beeinflusst.
Techniken
Die Wahl der chirurgischen Technik hängt von der Größe des Tumors, der Lokalisation und Konsistenz des Gewebes sowie vom Zustand des Patienten ab. Solange eine vollständige Resektion des veränderten Gewebes erfolgt, beeinflussen alle unten genannten Techniken das Überleben des Tieres positiv. Anhand der Ausdehnung des zu entfernenden Gewebes kommen folgende Operationstechniken zum Einsatz:
- Lumpektomie (partielle Mammektomie): Exzision einer Zubildung mitsamt einem großzügig bemessenen, umgebenen Rand von gesundem Milchdrüsengewebe (≥ 1 cm)
- einfache Mastektomie: Entfernung der ganzen Milchdrüse, die den Tumor enthält
- regionale Mastektomie: Exzision der betroffenen sowie der benachbarten Milchdrüse(n)
- unilaterale Mastektomie: Entfernung einer gesamten Gesäugeleiste
- bilaterale Mastektomie: Entfernung beider Gesäugeleisten
Leidet ein Hund an mehreren Zubildungen in beiden Gesäugeleisten, kann auch eine Kombination verschiedener Techniken zur Anwendung kommen. Unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung sollten möglichst alle Tumoren entfernt werden. Ist eine vollständige Exzision nicht während eines Operationstermins möglich, erfolgt nach ca. 3 bis 4 Wochen ein zweiter Eingriff, um eine Heilung und Entspannung der gedehnten Haut zu erlauben.
Parallel zur Mastektomie kann auch eine Ovariohysterektomie (OHE) durchgeführt werden. Diese sollte jedoch vor der Mastektomie erfolgen, um eine Streuung von Tumorzellen in die Bauchhöhle zu vermeiden. Obwohl die Ovariohysterektomie zu diesem Zeitpunkt nicht die weitere Entwicklung von Mammatumoren verhindert, dient sie zur Vorbeugung von Uteruserkrankungen (z.B. Pyometra und Metritis) sowie zur Aufhebung des Einflusses von weiblichen Geschlechtshormonen auf bereits bestehende Tumoren.
Vorbereitung
Vor einem operativen Eingriff ist eine vollständige Aufbearbeitung der Tumoren durchzuführen, um das Stadium der Erkrankung festzustellen und andere Probleme aufzudecken. Ulzerierende sowie infizierte Neoplasien sind präoperativ für einige Tage mit warmen Kompressen und Antibiotika zu behandeln, um Entzündungen einzudämmen und Tumorränder besser erkennen zu können.
Das gesamte ventrale Abdomen und der kaudale Thorax müssen geschoren, gewaschen und gründlich desinfiziert werden. Beide Gesäugeleisten sind sorgfältig zu palpieren, um dann die genauen Lokalisationen der Zubildungen markieren zu können.
Durchführung
Unabhängig von der gewählten Technik wird eine elliptische Inzision um die betroffenen Gesäugekomplexe mit einem Mindestabstand von 1 cm vom Tumor gelegt. Der Schnitt wird sowohl durch die Haut, als auch durch das subkutane Gewebe bis zur Faszie der oberflächlichen Bauchwand geführt. Die zu resizierende Region wird stumpf unterminiert, auf Blutungen kontrolliert und En-bloc-exzidiert.
Abhängig vom invasiven Wachstum des Tumors kann auch eine Resektion der Subkutis sowie von Teilen der abdominalen Muskulatur notwendig werden. Bei der Präparation ist stets auf die zu- und abführenden Gefäße zu achten - insbesondere auf die großlumigen Arteria epigastrica superficialis cranialis und caudalis, die rechtzeitig ligiert und abgesetzt werden müssen.
Nach erneuter Kontrolle auf mögliche verbliebene Tumoren wird das Operationsfeld gespült, auf Blutungen untersucht und für den Wundverschluss vorbereitet. Die Wundränder sollten unterminiert und mit "walking sutures" zum Zentrum des Defekts hin gezogen werden. Lässt sich nach dem Wundverschluss ein ausgedehnter Totraum nachweisen, muss eine Drainage (z.B. Penrose-Drain) eingesetzt werden. Die Hautränder werden dann mit einer fortlaufenden oder Intrakutannaht adaptiert. Bei übermäßiger Spannung bzw. ausgedehnten Defekten kann eine Lappenplastik indiziert sein.
Nachsorge
Abhängig vom Zustand des Patienten ist auf eine ausreichende Analgesie (z.B. mit Opioiden) und parenterale Flüssigkeitstherapie zu achten. Zur Unterstützung der Wundheilung, zur Kompression des Totraums und zur Absorption von Wundsekreten ist ein Bauchverband anzulegen. Dieser ist in den ersten 2 bis 3 Tagen nach der Operation täglich zu wechseln.
Eingesetzte Drains sind dann zu entfernen, wenn sich das angesammelte Exsudat auf ein Minimum reduziert hat.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen einer operativen Entfernung von Mammatumoren sind Schmerzen, Blutungen, Entzündungen, Serombildungen, Infektionen, ischämische Nekrosen, Nahtdehiszenzen, Ödeme und Rezidive.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9