Lymphoproliferative Krankheit (Geflügel)
Englisch: lymphoproliferative disease of turkeys(LPD)
Definition
Die lymphoproliferative Krankheit, kurz LPD, ist eine seit einigen Jahren sporadisch oder auch enzootisch auftretende Infektionskrankheit bei Zucht- und Mastputen, die zu großen wirtschaftlichen Schäden führt.
Ätiologie
Die Anzüchtung eines viralen Erregers blieb bislang (2021) erfolglos. Bisher konnten in gereinigten Thymushomogenisaten elektronenmikroskopisch nur C-Typ-Partikel nachgewiesen werden. Eine Erregerverwandtschaft mit Leukose-, Sarkomatose- oder Retikuloendotheliose-Erregern wurde jedoch ausgeschlossen.
Epidemiologie
Die lymphoproliferative Krankheit ist seit einigen Jahren in bestimmten Putenlinien verbreitet und führt entweder sporadisch oder enzootisch zu Erkrankungsfällen. Die Krankheit hat in einigen Ländern große wirtschaftliche Bedeutung erlangt, da sie zu massiven Leistungseinbußen geführt hat.
Klinisch manifeste Infektionen erreichen in der 10. bis 18. Lebenswoche ihren Höhepunkt. In dieser Zeit werden die meisten Verluste verzeichnet. Die Mortalität beträgt ca. 20 %. Männliche Puten scheinen häufiger betroffen zu sein als Weibchen.
Pathogenese
Der Erreger wird hauptsächlich horizontal übertragen. Eine vertikale Übertragung ist ebenfalls möglich. Es ist davon auszugehen, dass maternale Antikörper einen vorübergehenden Schutz gegen die Erkrankung bieten, da Putenküken weniger empfänglich sind als ältere Tiere.
Nach einer 4- bis 6-wöchigen Inkubationszeit kommt es in den Knochenmarkszellen und anschließend auch in den lymphoiden Zellen des Thymus sowie in der Bursa cloacalis zur ersten Virusvermehrung. Es ist noch nicht vollständig geklärt, ob die hämatopoetischen Zellen auch einer virusinduzierten Zelltransformation unterzogen werden. Die genauen Pathomechanismen sind noch unbekannt (2021).
Klinik
Erkrankte Tiere leiden an einer Anämie und es kommt zu plötzlichen Todesfällen.
Pathohistologie
Wohlgenährte und gut bemuskelte Puten weisen herdförmige Tumoren in verschiedenen parenchymatösen Organen auf. Gelegentlich können auch Verdickungen der peripheren Nerven sowie ein blasser und dilatierter Herzmuskel beobachtet werden. Die Milz ist ebenfalls blass und zeigt eine charakteristische marmorierte Musterung.
In den veränderten Organen können histologisch pleomorphe lymphoide Zellen und vereinzelt auch Lymphozyten gefunden werden. Neben Lymphoblasten weisen auch Retikulum- und Plasmazellen große zytoplasmatische Vakuolen auf.
Differenzialdiagnosen
- Retikuloendotheliose
- Marek-Krankheit
- Tumoren anderer Genese
Diagnose
Die diagnostischen Möglichkeiten sind aufgrund des unbekannten Erregers noch beschränkt. Die Verdachtsdiagnose wird anhand der typischen pathologischen sowie histologischen Veränderungen bestätigt.
Therapie
Es existieren keine Therapiemöglichkeiten.
Prophylaxe
Um erregerfreie Bestände zu erhalten, sollte eine Nachzucht nur aus gesunden Herden erfolgen. Damit die Virusverbreitung im empfänglichen Jungtieralter verhindert wird, sind strikte Hygienemaßnahmen erforderlich.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
um diese Funktion zu nutzen.