Gelbkörperschwäche
Synonyme: Corpus-luteum-Insuffizienz, Lutealphaseninsuffizienz, Lutealinsuffizienz, Lutealphasendefekt, LPD
Englisch: insufficiency of the luteal corpus
Definition
Eine Gelbkörperschwäche bzw. ein Lutealphasendefekt, kurz LPD, bezeichnet eine Funktionsstörung des Gelbkörpers mit unzureichender Produktion von Progesteron. Sie kann Ursache einer hormonell bedingten Unfruchtbarkeit oder Subfertilität sein.
ICD10-Code: E28.8
Ätiologie
Eine Gelbkörperschwäche kann auf hormoneller Ebene durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass sie zu einer konsekutiven Störung der Progesteronsynthese führen:
- Hyperprolaktinämie: Bei der Hyperprolaktinämie wird die Gelbkörperschwäche durch einen dauerhaft erhöhten Prolaktinspiegel ausgelöst. Prolaktin stimuliert die Ausschüttung von Dopamin durch positive Rückkopplung. Der erhöhte Dopaminspiegel bewirkt somit nicht nur eine Hemmung der Prolaktinbildung, sondern er hemmt auch die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH. Wie bei der Laktationsamenorrhoe ist nun die hormonelle Regulation des Menstruationszyklus gestört.
- Gestörtes LH/FSH-Verhältnis: Ein gestörtes LH/FSH-Verhältnis kann zu einer mangelhaften Transformation der Granulosa- und Thekazellen des Ovarialfollikels führen.
- Geringeres Ansprechen der Lutealzellen auf LH
Erkrankungen bzw. Zustände, die mit einer Gelbkörperschwäche assoziiert werden, sind u.a.:
- Wechseljahre
- Hypothyreose
- Z.n. langdauernder hormoneller Kontrazeption
- starke körperliche Anstrengungen (z.B. Leistungssport)
- Anorexie
Darüber hinaus wird auch die ovarielle Stimulation im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation als möglicher Auslösefaktor diskutiert.
Symptome
- unregelmäßige Zyklen
- verkürzte Gelbkörperphase mit daraus folgender Polymenorrhö
- prämenstruelles Spotting
- prämenstruelles Syndrom
- unzureichend transformiertes Endometrium
- vorangegangene Fehlgeburten
- verminderte Fertilität bis hin zur Infertilität
- Uterusmyome
- Ovarialzysten
- Blasenschwäche
Kinderwunsch und Schwangerschaft
Die unzureichende Progesteronbildung des Gelbkörpers kann zum Ausbleiben der Einnistung oder zu einer Einnistung unter schlechten hormonellen Bedingungen und somit zu einem Frühabort führen. Grund dafür ist ein fehlerhafter Ablauf des luteoplazentaren Shifts.
Diagnose
Bei Verdacht auf eine Gelbkörperschwäche wird die Länge der Lutealphase gemessen. Zudem wird während der zweiten Zyklushälfte wiederholt die Konzentration von Progesteron und Östrogen im Serum bestimmt. Die endokrinologische Diagnostik kann durch die Messung von LH, FSH, Prolaktin und TSH weiter verfeinert werden.
Ist die Zykluslänge verkürzt und die Progesteron-Konzentration erniedrigt, führt man eine Endometriumbiopsie durch. Eine inadäquate endometriale Differenzierung ist hierbei hinweisend auf eine Gelbkörperschwäche.
Therapie
Bei unerfülltem Kinderwunsch oder wiederholten Frühaborten kann die mangelnde Gelbkörperfunktion ggf. durch eine Hormonersatztherapie mit Progesteron kompensiert werden.
Quelle
- Pschyrembel; Lutealphaseninsuffizienz; abgerufen am 12.10.2023