Lungenödem (Hund)
Definition
Als Lungenödem bezeichnet man beim Hund eine vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit und Elektrolyten im Interstitium der Lunge bzw. bei fortgeschrittener Form auch in den Lungenalveolen.
Ätiopathogenese
Die Flüssigkeit befindet sich zunächst im Lungeninterstitium. Bei Fortbestehen der Ursache kommt es zu einer Ausbreitung der Flüssigkeit in die Lungenalveolen.
Lungenödeme entstehen beim Hund aufgrund verschiedenster Ursachen, wobei diese in der Regel auf drei grundsätzliche Auslöser zurückgeführt werden können:
- erhöhter hydrostatischer Druck (meist aufgrund Linksherzinsuffizienz)
- erhöhte Permeabilität der Kapillarendothelien bzw. der Alveolarepithelien (z.B. durch Inhalation von Rauch, Endotoxine, allergische Reaktion, SIRS)
- Verminderung des plasmaonkotischen Drucks (z.B. bei Hypalbuminämie)
Klinik
Die klinischen Anzeichen variieren je nach Schweregrad, Art und Entstehungszeit des Ödems. Zusätzlich treten in vielen Fällen Symptome der ursächlichen Erkrankung auf. Mögliche Anzeichen sind:
- verminderte Belastbarkeit
- Husten
- Tachypnoe
- Dyspnoe
- zyanotische Schleimhäute
In hochgradigen Fällen kommt es zum Aushusten von serösem oder rosa verfärbtem Schaum, der im Extremfall auch aus der Nase austritt. Weitere Anzeichen einer starken Atemnot sind Maulatmung, Backenblasen und das Ziehen der Mundwinkel nach kaudal. Viele Tiere verharren in diesem Krankheitsstadium im Sitzen oder Stehen mit abduzierten Ellbogen (Orthopnoe).
Diagnostik
Die Diagnose kann in der Regel mittels Auskultation und Röntgen gestellt werden. Im Rahmen der Auskultation sind meist ein verstärktes Vesikuläratmen, Giemen oder Rasselgeräusche hörbar.
Sobald der Zustand des Patienten es ermöglicht, sollten röntgenologische Übersichtsaufnahmen des Thorax angefertigt werden. Die Lungenzeichnung ist vom Schweregrad des Ödems abhängig, wobei das Ausmaß von einem diskreten interstitiellen Muster bis zu einer fleckigen alveolären Verschattung reichen kann. Die Lokalisation der Veränderungen kann Hinweise auf die Ursache des Lungenödems geben – kardiogene Lungenödeme liegen z.B. in der Regel perihilär. Zusätzlich sind bei einem kardiogenen Lungenödem meist Veränderungen am Herzen (z.B. vergrößerter linker Vorhof) erkennbar.
Je nach vermuteter Ursache müssen weitere Untersuchungen (z.B. Echokardiografie, Labordiagnostik) durchgeführt werden.
Therapie
Patienten mit hochgradiger Atemnot werden mittels Verabreichung von Sauerstoff und gegebenenfalls leichter Sedierung stabilisiert. Zur Behandlung des Lungenödems setzt man Diuretika (außer bei bereits bestehender Dehydratation), wie z.B. Furosemid, ein.
Die weitere Therapie muss individuell an den Patienten und an die vorliegende Ätiologie angepasst werden (z.B. Verabreichung von kolloidalen Lösungen bei Hypalbuminämie und Glukokortikoiden bei Permeabilitätsödemen).
Quellen
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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