Kontaktallergen
Definition
Kontaktallergene sind meist niedermolekulare Stoffe, die eine Kontaktsensibilisierung und bei erneutem Kontakt eine allergische Kontaktdermatitis auslösen können. Dabei handelt es sich um eine Typ-IV-Allergie.
Hintergrund
Viele Kontaktallergene sind auch Irritanzien, können also eine irritative Kontaktdermatitis auslösen. Diese begünstigt wiederum die Ausbildung einer Kontaktsensibilisierung.
Hochpotente Kontaktallergene führen bei fast allen Menschen zur Sensibilisierung, z.B. 2,4-Dinitrochlorbenzol (DNCB) oder Diphencypron. Eher schwache Sensibilisatoren sind Nickel- und Dichromat-Ionen (Mauerkrätze); sie gehören jedoch zu den häufigsten Kontaktallergenen.
Zur Feststellung der Sensibilisierungspotenz dient der EC3-Wert, der mit dem Local Lymph Node Assay (LLNA) in der Maus bestimmt wird. Dabei wird die Konzentration ermittelt, die zu einer Verdreifachung der Lymphozytenstimulation führt. Kontaktallergene Stoffe werden mit der Gefahr-Feststellung H317 gekennzeichnet.
Vorkommen
Pflanzen
In Nordamerika führt Giftefeu ("poisin ivy") häufig zu einer allergischen Kontaktdermatitis. Giftsumach ("poisin sumach") oder Gifteiche ("poison oak") führen zu ähnlichen Reaktionen.
In Mitteleuropa verursachen häufig Korbblütler (z.B. Ringelblume, Mutterkraut), Tulpen, Primeln und Hyazinthen allergische Kontaktreaktionen. Das Kontaktallergen Primin in Becher-Primeln (Primula obconica) führt bei Sensibilisierten zu starken allergischen Reaktionen. Narzissen verursachen eher irritative Kontaktreaktionen (Narzissendermatitis).
Perubalsam, Kolophonium oder Propolis sind aus Harzen gewonnene Naturprodukte, die einzelne Kontaktallergene beinhalten. Perubalsam wird insbesondere als Duft- und Aromastoff eingesetzt (z.B. in Kosmetika, Tabak und Nahrungsmittelprodukten). Er kann auch ein hämatogenes Kontaktekzem verursachen. Kolophonium findet sich in Pflastern, Kosmetika und Papierprodukten, Propolis stellt das Kittharz der Bienen dar. Des Weiteren führt Teebaumöl häufig zu allergischen Kontaktreaktionen.
Kleidung
Kontaktallergene in der Kleidung befinden sich z.B. in Metallknöpfen (Jeansknopfekzem). Diese enthalten meist Nickel oder Kobalt.
Weitere Kontaktallergene finden sich in Appreturen (v.a. Kunstharze auf Formaldehydbasis), Farbstoffen (z.B. p-Phenylendiamin, Azo-, Anthrachinonverbindungen), Gummihilfsstoffen sowie als Chromat (z.B. in Leder).
Schmuck
Nickel, das oft auch in Goldlegierungen gefunden wird, stellt das häufigste Kontaktallergen dar. Weiterhin ist an Kobalt, Palladium und Gold zu denken. p-Phenylendiamin ist in temporären Henna-Tätowierungen enthalten und kann zu rascher Sensibilisierung und schwerer allergischer Kontaktdermatitis führen.
Topische Therapeutika
Mögliche Kontaktallergene sind:
- Grundlagenstoffe (z.B. Wollwachsalkohole, Propylenglykol)
- Konservierungsstoffe (z.B. Parabene, Methylisothiazolinon, Dibromdicyanobutan/Phenoxyethanol)
- Wirkstoffe (z.B. Dexpanthenol, Neomycin, Benzocain, Antimykotika, Desinfektionsmittel, Lichtschutzmittel, Glukokortikoide)
- Begleitstoffe (z.B. Duftstoffe)
Kosmetika
Kontaktallergische Reaktionen auf kommerzielle Kosmetika kommen relativ gesehen selten vor. Mögliche Kontaktallergene sind Duftstoffe, Kunstharze in Nagellack, Haarfarben sowie Grundlagen- und Konservierungsstoffe.
Berufliche Kontaktallergene
Umgangsstoffe am Arbeitsplatz führen häufig zur allergischen Kontaktdermatitis. Dazu zählen z.B.:
- Acrylate und Methacrylate in der Zahnmedizin und Nagelkosmetik sowie bei Maler und Lackierer
- Kaliumdichromat bei Betonbauer, Fliesenleger, Metallbearbeiter, Schweißer, Farben- und Lackhersteller
- Kolophonium: bei Löter, Holzbearbeiter, Forstarbeiter, Papierherstellung, Streichinstrumentalisten
siehe auch: Berufsdermatose