Neomycin
Handelsnamen: Cysto-Myacyne, Vagicillin, Uro-Nebacetin, Myacyne
Englisch: Neomycin
Definition
Neomycin ist ein Arzneimittel, das als Breitspektrumantibiotikum insbesondere gegen gram-negative Bakterien wirkt. Auch eine Anwendung gegen gram-positive Bakterien ist möglich, allerdings ist hier die Wirkung schwächer.
Chemie
Neomycin gehört zur Gruppe der Aminoglycoside und ähnelt strukturell und funktionell dem Paromomycin (ebenfalls ein Aminoglycosid). Sein chemisch korrekter Name lautet O-2,6-Diamino-2,6-didesoxy- α-D-glucopyranosyl-(1→4)- O-[O-2,6-diamino- 2,6-dideoxy-β-L-idopyranosyl-(1→3)- β-D-ribofuranosyl-(1→5)]- 2-deosxy-D-streptamin und die Summenformel ist:
- C23H46N6O13.
Neomycin hat eine molare Masse von 614,64 g/mol.
Isolation
Die erste Isolation von Neomycin gelang dem US-amerikanischen Biochemiker Selman Waksman im Jahr 1949 aus einem Bakterienstamm von Streptomyces fradiae. Chemisch betrachtet besteht das Antibiotikum Neomycin aus einem Gemisch der drei Unterarten:
- Neomycin A, genannt Neamin
- Neomycin B, genannt Framycetin
- Neomycin C
Art der Anwendung
Anwendung insbesondere in Form von Vaginalzäpfchen, Salben und Spüllösungen.
Anwendungsgebiete
- unterstützende Behandlung von Hefepilzinfektionen der Haut (häufig in Kombination mit Ketoconazol)
- Therapie bakterieninduzierter Augeninfektionen (z. B. Konjunktivitis)
- symptomatische Behandlung von starkem Juckreiz, Hautausschlägen und Schmerzen bei starkem Sonnenbrand
- Infektionsprophylaxe bei Dauerkatheterträgern (Verminderung der Anzahl notwendigen Katheterwechseln)
- bakterielle Infektionsherde und Entzündungen im Genitalbereich
- Therapie von bakteriell infizierten Wunden oder stark entzündeten Hautausschlägen
- Verhinderung von bakteriellen Infektionen im Rahmen von Operationen und ärztlichen Untersuchungen
- Therapie von chronischen, schwerverlaufenden bakteriellen Entzündungen der Harnblase oder der Harnwege (unter anderem bei einer benignen Prostatahyperplasie)
Wirkungsmechanismus
Blockierung der Proteinbiosynthese von bestimmten bakteriellen Erregern durch feste Bindung an die 30S-Untereinheit der 70S-Ribosomen.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen sind bei der Therapie mit Neomycin möglich:
- Hautveränderungen (Exanthem)
- Hypotonie
- Veränderungen im Blutbild
- Tachykardie
- Übelkeit
- Schwindel
- Erbrechen
- Atemdepression
- Gesichtsfeldausfälle
- Allergie
- anaphylaktischer Schock
- Atemstillstand
- Muskelschmerzen
- Parästhesien
- Tinnitus
- Gleichgewichtsstörungen
- Nierenschäden
- Pilzinfektionen (Mykose) durch Störung der natürlichen Bioflora (wie bei praktisch allen Antibiotika)
- krampfartige Schmerzen im Beckenbodenbereich bei Anwendung von Spüllösungen
Um einer anschließenden Pilzinfektion durch die Zerstörung der physiologischen Bakterienbesiedlung (z.B. des Darms) zu vermeiden, können bei den meisten Antibiotika parallel dazu Probiotika eingenommen werden.
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