Gelbe Narzisse
von altgriechisch: Νάρκισσος ("Nárkissos") - Gestalt der griechischen Mythologie
Synonyme: Narcissus pseudonarcissus, Osterglocke, Osterschelle, Trompetennarzisse, Falscher Narzissus, Sternblume, Jakobsstab, Märzglocke, Aprilglocke, Märzbecher
Englisch: wild daffodil, lent lily
Definition
Die gelbe Narzisse, botanisch auch als Narcissus pseudonarcissus bezeichnet, ist eine Giftpflanze aus der Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae).
Verbreitung
Ursprünglich war die Narzisse nur in Westeuropa verbreitet. Durch Kultivierung treten jedoch Vorkommen überall in der gemäßigten Zone auf. In Deutschlands sind wilde Bestände jedoch selten anzutreffen. Die gelbe Narzisse wächst vorzugsweise an sonnigen bis halbschattigen Standorten auf feuchten, kalkarmen, nährstoffreichen und leicht lehmigen Wiesen. Die Vermehrung findet durch Tochterzwiebeln statt.
Toxikologie
Alle Pflanzenteile der gelben Narzisse sind giftig, wobei sich der größte Gehalt an Giftstoffen in den Zwiebeln befindet. Hauptgiftstoffe sind Alkaloide, wie das Galantamin. Dieses hemmt reversibel die Acetylcholinesterase. Lycorin und Haemanthamin wirken auf Zellen zytotoxisch. Weiterhin kommen Calciumoxalate und noch nicht näher bekannte Bitterstoffe vor.
Die häufigsten Vergiftungserscheinungen treten durch Verwechslung mit Küchenzwiebeln (Allium cepa) auf. Beim Verzehr treten innerhalb von zwei Stunden Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schweißausbrüche auf. Größerer Mengen können Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod verursachen.
Bei Schnittblumen kommt es zum Übertritt des Pflanzensafts in das Blumenwasser. Wird es getrunken, kann das ebenfalls zu Vergiftungserscheinungen kommen. Der wiederholte Hautkontakt mit dem Pflanzensaft löst manchmal eine sogenannte Narzissendermatitis aus.
Behandlung
Als Erste-Hilfe-Maßnahme sollte das Gift im Magen durch Wasser oder andere Flüssigkeiten verdünnt werden. Eine Gabe von medizinischer Kohle ist möglich. Bei Hautreaktionen durch Kontakt mit dem Pflanzensaft sollte die Hautstelle gründlich mit Wasser gereinigt werden.
Veterinärtoxikologie
Bei Tieren treten Erbrechen, Durchfall, Koliken, Schweißausbrüche, Herzrhythmusstörungen, Ataxie, Krämpfe, Zittern, Bradykardie und Hypotonie auf. Vereinzelte Todesfälle bei Hunden und Rindern sind in der Literatur beschrieben. Bereits 15 g frische Zwiebel können für einen Hund tödlich sein. Weiterhin stellt giftiges Blumenwasser für Heimtiere eine Gefahr dar. Eine Behandlung erfolgt durch Entfernen des Giftes und eine symptomatische Therapie. Bei einer Bradykardie kann Atropin gegeben werden.[1]
Pharmakologie
Galantamin als reiner Inhaltsstoff wird als Acetylcholinesterasehemmer zur Behandlung von Alzheimer eingesetzt. Eine Gewinnung aus der Zwiebel ist prinzipiell möglich, jedoch wird der Wirkstoff heute synthetisch hergestellt.
Eine medizinische Bedeutung hat die gelbe Narzisse heute nicht mehr. Im Mittelalter wurde diese jedoch bei Flechten und Geschwüren eingesetzt. Die spätere Volksmedizin setzte die Pflanze bei Erkältungskrankheiten und als Brechmittel ein.
In der Homöopathie findet die gelbe Narzisse Anwendung bei Rhinitis, Bronchitis, Pertussis und Durchfall. Dabei werden so hohe Verdünnungen verwendet, dass sich mit wissenschaftlichen Methoden keine pharmakologische Wirkung mehr nachweisen lässt.
Quellen
- ↑ CliniTox Pflanzengifte: Narcissus pseudonarcissus, abgerufen am 21.05.2024
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