Kontagiöse equine Metritis (Pferd)
Synonyme: CEM, ansteckende Gebärmutterentzündung des Pferdes
Englisch: contagious equine metritis
Definition
Die kontagiöse equine Metritis ist eine hoch ansteckende Deckseuche beim Pferd.
Ätiologie
Die kontagiöse equine Metritis wird durch Taylorella equigenitalis, ein Bakterium aus der Familie der Alcaligenaceae (Ordnung Burkholderiales), ausgelöst.
Taylorella equigenitalis ist ein gramnegatives und amotiles Bakterium mit breiter morphologischer Variationsbreite. Der Erreger kann sowohl in kokkoider Form als auch in Stäbchenform (0,3 bis 0,7 x 0,7 bis 1,8 µm) in Erscheinung treten.
Historisches
Die Erkrankung wurde erstmals in Großbritannien und Irland im Jahre 1976 beschrieben. Kurz darauf trat sie auch in Amerika, Australien, Asien und vielen europäischen Staaten auf. In Deutschland erfolgte die Erstbeschreibung 1978.
Epidemiologie
Bei Hengsten kommt es meist zu asymptomatischen Infektionen, weshalb diese auch als Erregerreservoire für die Verschleppung der Erkrankung verantwortlich sind. Bevorzugte Lokalisationen sind die Fossa urethralis und das Präputium, in denen die Erreger Monate bis Jahre persistieren können. Bei latent infizierten Stuten können die Bakterien im mittleren Klitorissinus über mehrere Monate hinweg nachgewiesen werden.
Pathogenese
Die hoch kontagiöse Deckseuche wird neben dem Deckakt vor allem bei der künstlichen Besamung - aber auch iatrogen (durch kontaminierte Spekula) - übertragen. Nach der Infektion adhärieren die Bakterien an endometriale Epithelzellen, in denen sie sich dann auch vermehren.
Vereinzelt treten auch Infektionen von Fohlen auf, die entweder intrauterin, subpartal oder in der Saugperiode (durch infektiösen Vaginalausfluss) mit dem Erreger in Kontakt kommen.
Klinik
Der Schweregrad der Erkrankung hängt von der Replikationsrate der Bakterien in den Epithelzellen und der Pathogenität des Stammes ab.
Bei Hengsten persistieren die Bakterien ohne Anzeichen einer klinisch manifesten Erkrankung. In äußerst seltenen Fällen entwickelt sich eine Urethritis.
Bei Stuten kann in akuten Fällen 2 bis 3 Tage nach dem Deckakt eine Vaginitis, Zervizitis und/oder Endometritis entstehen. Die Infektion geht mit grauem, undurchsichtigen, mukopurulentem bis serös-schleimigem Ausfluss einher, der meist 1 bis 2 Wochen lang anhält und dann vollständig verschwindet. Durch die Irritation des Endometriums ist der Diöstrus häufig verkürzt und es kommt zu einer vorübergehenden Infertilität. Die Erkrankung kann auch einen milderen, jedoch über ca. 4 Monate oder länger persistierenden Verlauf aufweisen.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind hauptsächlich Infektionen mit Streptokokken (z.B. Streptococcus equi ssp. zooepidemicus), Klebsiellen, Pseudomonaden und andere Bakterien auszuschließen. Zusätzlich sind auch viral bedingte Infektionskrankheiten (z.B. Equines-Arteritis-Virus, EHV-1 und EHV-3) zu berücksichtigen.
Diagnose
Sowohl die Anamnese als auch die klinische Untersuchung geben Hinweise auf eine mögliche Erkrankung mit Taylorella equigenitalis.
Um die Diagnose zu sichern, ist ein Erregernachweis erforderlich. Die notwendigen Tupferproben sind bei Stuten bevorzugt aus der Fossa und dem Sinus clitoridis, bei Hengsten aus der Fossa urethralis zu entnehmen. Der direkte Erregernachweis erfolgt durch Kultivierung. Besonders geeignet ist hierfür Pferdekochblutagar sowie Nährböden mit unerhitztem Pferdeblut. Durch eine Supplementierung des Nährmediums mit 0,03 % L-Cystein kann das Wachstum von Taylorella equigenitalis stimuliert werden. Die Begleitflora kann beispielsweise mit Streptomycin und Amphotericin B unterdrückt werden. Unter mikroaerophiler Atmosphäre müssen die Nährmedien mindestens 3 Tage bebrütet werden, um dann eine Erregerbestimmung mittels Oxidase-, Katalase- und Phosphatasereaktion durchführen zu können.
Ein indirekter Erregernachweis mittels Antikörperbestimmung (ELISA) kann frühestens nach 2 bis 3 Wochen p.i. (und auch nur etwa 2 bis 3 Wochen lang) durchgeführt werden.
Therapie
Taylorella equigenitalis ist gegenüber Penicillinen, Ampicillin, Tetrazyklinen, Neomycin, Kanamycin, Gentamicin, Erythromycin und Tylosin sowie teilweise auch gegen Streptomycin empfindlich. Die Therapie sollte neben einer parenteralen Antibiose auch immer eine lokale Behandlung (z.B. Chlorhexidinwaschlösungen u.ä.) beinhalten.
Literatur
- Christine Aurich (Hrsg.), Jörg E. Aurich et al. (Mitarbeit). Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2004.
- Michael Rolle, Anton Mayr. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.