Katatone Schizophrenie
von altgriechisch: κατά ("katá") - herab, entlang und τόνος ("tónos") - Spannung, Anspannung
Englisch: catatonic schizophrenia
Definition
Die katatone Schizophrenie ist ein seltenes, aber schweres Krankheitsbild aus dem schizophrenen Formenkreis, das durch psychomotorische Störungen auffällt.
Klassifikation
In neueren Klassifikationen (DSM-5 und ICD-11) wird Katatonie nicht mehr als Unterform der Schizophrenie geführt. Stattdessen klassifiziert die ICD-11 Katatonie als eigenständiges Syndrom, das im Zusammenhang mit verschiedenen psychischen Störungen (u.a. Schizophrenie, bipolare Störung, depressive Episoden), psychoaktiven Substanzen oder körperlichen Erkrankungen auftreten kann (z.B. Autoimmunenzephalitis, Stoffwechselstörungen, Infektionen).[1]
Die ICD-11 ist international umgesetzt, in Deutschland jedoch noch nicht vollständig eingeführt; daher besteht weiterhin die Einordnung als Unterform der Schizophrenie nach ICD-10 (Stand 2025).
siehe Hauptartikel: Katatonie
Ätiologie
Die genaue Ätiologie der Erkrankung ist derzeit (2025) noch nicht bekannt. Aktuelle Hypothesen betonen eine Dysregulation von GABA-A-Rezeptoren, glutamaterger Transmission und dopaminerger Systeme. Zudem sollten sekundäre Ursachen wie neurologische Erkrankungen (z.B. N-Methyl-D-Aspartat(NMDA)-Rezeptor-Enzephalitis), metabolische Entgleisungen sowie substanz- und medikamenteninduzierte Zustände abgeklärt werden.[2][3]
Symptome
Neurologische Symptome
Die Leitsymptome sind Katalepsie, Katatonie und Flexibilitas cerea. Betroffene weisen meist seltsame Haltungen oder stereotype Bewegungsmuster auf, die zum Teil über mehrere Stunden auftreten. Sie befinden sich oft in einem völlig stuporösen Zustand, in dem sie traumähnliche Halluzinationen und Wahnszenarien erleben. Meist sind Betroffene in diesem Zustand kaum oder gar nicht verbal ansprechbar.
Dieser Stupor kann allerdings raptusartig in Erregungszustände mit plötzlichen, tätlichen Angriffen auf Mitmenschen übergehen. Als weitere Symptome können auftreten:
Allgemeinsymptome
Während der Katatonie können die Körpertemperatur und Kreatinkinaselevel (CK) ansteigen.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt aufgrund des klinischen Bildes.[4] Folgende Symptome müssen vorhanden sein:
- Flexibilitas cerea
- Katalepsie
- Katatonie
Der Patient muss eindeutig psychomotorische Störungen aufweisen.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch kommen auch ein malignes neuroleptisches Syndrom (MNS) sowie unklare Fieberzustände im Rahmen eines möglichen Infektgeschehens in Betracht. Da das MNS potenziell lebensgefährliche Verläufe zeigen kann, sollte zusätzlich eine Bestimmung der CK erfolgen. Im Zweifelsfall kann ein Behandlungsversuch mit Lorazepam erfolgen. Bessert sich der Stupor unter Lorazepam, spricht dies für eine katatone Symptomatik und erfordert eine anschließende Behandlung mit Antipsychotika. Bleibt die Besserung aus, muss an ein MNS gedacht werden. In diesem Fall sind Neuroleptika sofort abzusetzen.
Therapie
Behandelt wird mittels Gabe von Antipsychotika. In der Akutphase werden Benzodiazepine eingesetzt, in erster Linie Lorazepam. Zeigt sich kein ausreichender Erfolg, kann eine Elektrokrampftherapie indiziert sein. Zusätzlich sollte eine regelmäßige Vitalzeichenkontrolle erfolgen (Temperatur, Blutdruck, Puls und CK).
Bei lange andauernden stuporösen Haltungen ist ggf. eine Physiotherapie angezeigt.
Behandler und Pflegepersonal sollten auf die eigene Sicherheit achten.
Quellen
- ↑ Rogers et al., Catatonia in ICD-11, BMC Psychiatry, 2025
- ↑ Assion et al., Malignes neuroleptisches Syndrom, Thieme-Verlag, 2004
- ↑ Hirjak et al., Catatonia, Nat Rev Dis Primers, 2024
- ↑ Rogers et al., Evidence-based consensus guidelines for the management of catatonia: Recommendations from the British Association for Psychopharmacology, Journal of Psychopharmacology, 2023