Intrakranielles Lipom
Englisch: intracranial lipoma
Definition
Intrakranielle Lipome sind angeborene fetthaltige Raumforderungen innerhalb des Schädels.
Terminologie
Mit dem Begriff "intrakranielles Lipom" werden häufig alle Formen von fokalem Fettgewebe in der Schädelhöhle (z.B. fettige Falx cerebri) zusammengefasst. Im engeren Sinne ist jedoch nur Fettgewebe im intraduralen Raum gemeint, insbesondere im Subarachnoidalraum.
Ätiologie
Intrakranielle Lipome sind keine Neoplasien im engeren Sinne. Vielmehr handelt es sich vermutlich um das Resultat einer gestörten Differenzierung der embryologischen Meninx primitiva.
Klinik
Intrakranielle Lipome verursachen in der Regel keine Symptome und stellen einen radiologischen Zufallsbefund dar. Selten führen sie zu Kopfschmerzen, Epilepsie, psychomotorischer Retardierung und Hirnnervenparesen.
Lokalisation
Intrakranielle Lipome können überall vorkommen. Die häufigsten Lokalisationen sind:
- perikallös (50 %): In 50 % der Fälle sind diese Lipome mit einer Agenesie des Corpus callosum verbunden. Man unterscheidet zwischen der tubonodulären und kurvilinearen Form.
- Cisterna quadrigeminalis (25 %): assoziiert mit einem unterentwickelten Colliculus inferior
- Cisterna chiasmatica (15 %)
- Kleinhirnbrückenwinkel (10 %): Oft verlaufen der Nervus facialis und der Nervus vestibulocochlearis durch das Lipom
- Sylvische Fissur (5 %)
- Plexus choroideus (selten)
Radiologie
Computertomographie
In der Computertomographie (CT) zeigt sich eine Raumforderung mit homogenen Fett-isodensen Dichtewerten um -100 HU. Das Lipom weist eine lobulierte Form auf, die sich den angrenzenden Strukturen anpasst. Periphere Verkalkungen können vorkommen. Eine Kontrastmittelanreicherung findet sich nicht.
Magnetresonanztomographie
In der Magnetresonanztomographie (MRT) liegt eine Fett-isointense Raumforderung vor, d.h. mit T1w- und T2w-hyperintensem Signalverhalten und Signalabfall in fettgesättigten Sequenzen. Ein Kontrastmittelanreicherung zeigt sich nicht. In der SWI-Sequenz können Blooming-Artefakte vorkommen.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen andere fetthaltige Raumforderungen erwogen werden:
- intrakranielle Dermoidzyste: bei Ruptur können fetthaltige Tröpfchen verstreut im Subarachnoidalraum vorkommen.
- intrakranielles Teratom
- lipomatöse, xanthomatöse oder ossäre Meningeome
- lipomatöse Transformation einer Neoplasie (PNET, Ependymom, Glioblastom, pleomorphes Xanthoastrozytom, Metastasen eines muzinösen Karzinoms)
- fettige Falx cerebri
- Fett im duralen Sinus
Liegen keine fettgesättigten MRT-Sequenzen vor, müssen auch andere Ursachen für ein hohes T1w-Signal berücksichtigt werden, z.B.:
- thrombosiertes sakkuläres Aneurysma: oft verkalkter Rand und Hämosiderinablagerungen in SWI-Sequenz
- weißes Epidermoid (selten): Diffusionsrestriktion
Therapie
In der Regel ist keine Behandlung erforderlich.