Interferon beta-1b
Synonym: Interferon-β1b
Handelsnamen: Betaseron®, Betaferon®, Extavia®
Definition
Interferon beta-1b ist ein rekombinantes Interferon, das zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) eingesetzt wird.
Biochemie
Interferon beta-1b besteht aus 165 Aminosäuren und besitzt ein Molekulargewicht von etwa 18,5 kDA. Es wird aus einen gentechnisch veränderten Escherichia-coli-Stamm gewonnen.
Wirkmechanismus
Interferone gehören zu den Zytokinen. Sie weisen antivirale und immunmodulatorische Eigenschaften auf. Der genaue Wirkmechanismus von Interferon beta-1b bei Multipler Sklerose ist zur Zeit (2019) nicht geklärt.
Pharmakokinetik
Nach s.c.-Injektion von 500 µg Interferon beta-1b wird nach 1-8 Stunden die maximale Plasmakonzentration erreicht. Injektionen in zweitägigem Abstand führen nicht zu einem Anstieg der Plasmaspiegel. Die absolute Bioverfügbarkeit von subkutan verabreichtem Interferon beta-1b beträgt etwa 50 %.
Indikationen
- Behandlung eines erstmaligen demyelinisierenden Ereignisses mit aktivem entzündlichem Prozess, wenn dieses Ereignis schwer genug ist, um eine intravenöse Kortikosteroidtherapie zu rechtfertigen, wenn mögliche Differentialdiagnosen ausgeschlossen wurden und wenn ein hohes Risiko für das Auftreten einer klinisch gesicherten Multiplen Sklerose besteht
- schubweise verlaufende Multiple Sklerose mit zwei oder mehr Schüben in den letzten zwei Jahren
- sekundär progredient verlaufende Multiple Sklerose im akuten Krankheitsstadium, d.h. im klinischen Schub
Off label wird Interferon beta-1b im Rahmen der Therapie schwerer Virusinfektionen eingesetzt.
Darreichungsform
- Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung
Dosierung
Die empfohlene Dosis bei Erwachsenen beträgt 250 µg (8,0 Mio. I.E.) jeden zweiten Tag s.c..
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen treten unter Interferon beta-1b sehr häufig (≥ 1/10) oder häufig (≥ 1/100, < 1/10) auf:
- Anämie
- Arthralgie
- Hypothyreose
- Gewichtszunahme, Gewichtsverlust
- Verwirrtheit
- Tachykardie
- Urtikaria
- Pruritus
- Alopezie
- Menorrhagie
- Laborwerte: Serumbilirubin↑
Bei Patienten mit vorbestehender monoklonaler Gammopathie kann es in seltenen Fällen zur Entwicklung eines Vascular-Leak-Syndroms kommen. Weiterhin kann in seltenen Fällen durch Interferon beta-1b eine Pankreatitis ausgelöst werden.
Wechselwirkungen
Für Interferon beta-1b wurden keine klinischen Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. Aufgrund mangelnder klinischer Erfahrung wird die gleichzeitige Gabe anderer Immunmodulatoren außer Glukokortikoiden und ACTH nicht empfohlen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder seinen Bestandteilen
- schweren Depression und/oder Suizidneigung
- dekompensierte Leberinsuffizienz
- Schwangerschaft
Vorsicht ist bei Patienten mit Krampfanfällen in der Anamnese geboten.
Nutzenbewertung
Interferon beta-1b gehört zum so genannten Bestandsmarkt. Eine frühe Nutzenbewertung wurde nicht durchlaufen.
Kosten
Die Jahrestherapiekosten für eine Behandlung mit Interferon beta-1b liegen zwischen 16.000 und 18.000 Euro (Stand 2018).