Idiopathische chronische Rhinosinusitis (Katze)
Definition
Die idiopathische chronische Rhinosinusitis ist eine bisher (2021) ätiologisch ungeklärte Erkrankung der Nase bzw. der Nasennebenhöhlen der Katze.
Ätiopathogenese
Bisher konnte keine zugrunde liegende Ursache festgestellt werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass eine primäre Schädigung, z.B. ein Virusinfekt mit anschließender bakterieller Sekundärinfektion, permanente Schäden am respiratorischen Epithel hinterlässt. Insbesondere Infektionen mit dem felinen Herpesvirus 1 (FHV-1) bewirken häufig ausgedehnte Läsionen der Schleimhäute und der knöchernen Nasenmuscheln, die zur Ausbildung der typischen Symptome führen.
Klinik
Das klinische Bild ist äußerst unspezifisch. In vielen Fällen leiden die Katzen an chronischem und mukopurulenten Nasenausfluss, der häufig mit blutigen Beimengungen vermischt ist. Das in Richtung Kehlkopf abrinnende Sekret löst bei manchen Patienten teils erheblichen Husten aus.
Länger bestehende Erkrankungen können zu Deformierungen der Nase führen.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen müssen aufgrund der sehr unspezifischen Symptomatik insbesondere intranasale Neoplasien, Fremdkörper oder Zahnprobleme in Betracht gezogen werden.
Diagnostik
Aufgrund der unbekannten Ätiologie ist eine spezifische Diagnostik nicht zielführend. Die Verdachtsdiagnose kann daher häufig nur anhand einer Kombination aus unterschiedlichen Untersuchungsverfahren - zusammen mit der passenden Klinik - bestätigt werden.
Beim Röntgen sind meist diffuse, flüssigkeits- bzw. weichteildichte Verschattungen von Nasen- und Stirnhöhle erkennbar. Oftmals lassen sich auch osteolytische Veränderungen des Nasenseptums darstellen. Zytologische Untersuchungen von Abstrichen weisen in der Regel unterschiedlich stark degenerierte neutrophile Granulozyten mit intrazellulären Bakterien auf. Ein ähnliches Bild zeigt sich jedoch auch bei Pilzinfektionen oder nasalen Neoplasien. Zum Ausschluss von zugrundeligenden Mykosen oder Neoplasien sind deshalb weitere diagnostische Techniken (z.B. Rhinoskopie, Computertomographie oder histologische Untersuchungen) notwendig.
Das Ergebnis von Erregerkulturen varriert stark, häufig können Pseudomonas aeruginosa oder Proteus mirabilis nachgewiesen werden. Der Erregernachweis von FHV-1 kann mittels PCR erfolgen. Es muss jedoch beachtet werden, dass bei infizierten Katzen eine Reaktivierung der Virusausscheidung ohne klinische Symptome erfolgen kann. Ein positives PCR-Ergebnis bedeutet somit nicht zwingend, dass FHV-1 für die derzeitige klinische Erkrankung verantwortlich ist.
Therapie
Eine Kausaltherapie bzw. vollständige Genesung ist in den meisten Fällen nicht möglich. Bakterielle Sekundärinfektionen müssen mittels längerfristiger (4 bis 8 Wochen) oder intermittierender Antibiotikatherapie (unter Umständen lebenslang) kontrolliert werden. Als wirksam haben sich in den meisten Fällen Amoxicillin-Clavulansäure oder Doxycyclin erwiesen, jedoch sollte die Auswahl nach Erstellung eines Antibiogramms erfolgen.
Die Gabe von Mukolytika sowie die Inhalation von isotoner Kochsalzlösung dient der Verflüssigung des zähen Sekrets. Systemische bzw. inhalative Glukokortikoide führen zu einer Besserung der Entzündungsreaktionen. Bei bekannte FHV-1 Trägertieren sollten jedoch alternativ nichtsteroidale Antiphlogistika verwendet werden, um eine Virusreaktivierung zu vermeiden.
In manchen Fällen ermöglicht eine chirurgische Entfernung des erkrankten Gewebes eine Verbesserung der Drainage.
Quellen
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7.