Herpesfollikulitis
Synonyme: herpetische Follikulitis
Englisch: herpetic folliculitis
Definition
Die Herpesfollikulitis ist eine seltene Virusinfektion der Haarfollikel, bei der sich Herpes-simplex-Viren (HSV) oder Varizella-Zoster-Viren (VZV) in den Epithelzellen von Terminalhaarfollikeln vermehren. Infektionen durch VZV treten insgesamt häufiger auf als solche durch HSV.[1] Die Erkrankung kann sowohl bei immunkompetenten als auch bei immunsupprimierten Personen vorkommen und verläuft oft atypisch, ohne die für Herpesinfektionen typischen Bläschen.
siehe auch: Follikulitis
Symptome
Die Herpesfollikulitis präsentiert sich typischerweise mit kleinen, follikulär gebundenen Papeln, Pusteln oder nekrotischen Veränderungen, während die für Herpes-simplex-Infektionen charakteristischen Bläschen häufig fehlen. Die Hautveränderungen treten bevorzugt im Bereich der Haarfollikel auf, insbesondere in Gesicht, Nacken oder behaarten Körperarealen.[2]
Bei immunsupprimierten Patienten kann der Verlauf protrahiert sein und über Wochen mit persistierenden Läsionen einhergehen. In schweren Fällen können sich konfluierende Nekrosen und bakterielle Superinfektionen entwickeln. Begleitend sind lokalisierte Schmerzen, Brennen oder Pruritus möglich. Systemische Symptome sind hingegen selten.
Diagnostik
Die Diagnose einer Herpesfollikulitis erfolgt in erster Linie klinisch anhand der typischen follikulär gebundenen Papeln, Pusteln oder Nekrosen bei Fehlen klassischer Herpesbläschen. Zur Absicherung, insbesondere bei atypischem Erscheinungsbild oder immunsupprimierten Patienten, können folgende Verfahren eingesetzt werden:
- Direkter Erregernachweis mittels PCR aus Abstrichen der Läsionen (hohe Sensitivität für HSV und VZV)
- Histopathologie aus einer Hautbiopsie: Nachweis herpestypischer, multinukleärer Riesenzellen und intranukleärer Einschlusskörperchen[3]
- Immunhistochemie oder direkte Immunfluoreszenz bei unklarer Genese
- Viruskultur (heute selten, v.a. in Referenzlaboren)
Differenzialdiagnosen
- Bakterielle Follikulitis (z.B. durch Staphylococcus aureus)
- Pseudofollikulitis barbae (mechanisch bedingt, z.B. durch Rasur)
- Dermatophytäre Follikulitis (Tinea barbae, Tinea capitis profunda)
- Akneiforme Eruptionen (z.B. Acne vulgaris, Acne fulminans)
- Pityrosporum-Follikulitis
- Follikulitis decalvans
- Varizellen (bei disseminierten VZV-Infektionen mit follikulärer Beteiligung)
- Molluscum contagiosum (selten follikulär gebunden)
Therapie
Therapie der Wahl ist die systemische antivirale Therapie mittels Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir.
Quellen
- ↑ Böer et al.: Herpes folliculitis: clinical, histopathological, and molecular pathologic observations. British Journal of Dermatology, 2006
- ↑ Cao et al.: Facial Herpetic Folliculitis Should Be Concerned in the Clinic: A Retrospective Case Series. Clin Cosmet Ivestig Dermatol, 2022
- ↑ Löhrer R., Rübben A.: Folliculitis barbae bei Herpes-simplex-Infektion. Der Hautarzt, 2004