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Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn

(Weitergeleitet von Hallervorden-Spatz-Syndrom)

Synonyme: Neurodegeneration mit Eisenspeicherung im Gehirn, Morbus Hallervorden-Spatz (heute obsolet wegen der NS-Vergangenheit der beiden Namensgeber)[1][2]
Englisch: neurodegeneration with brain iron accumulation(NBIA), Pantothenate kinase-associated neurodegeneration (PKAN)

1. Definition

Die Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn, kurz NBIA, beschreibt ein Spektrum von sehr seltenen neurodegenerativen Erkrankungen mit intrazerebralen Eisenablagerungen, insbesondere in den Basalganglien, und progredienten extrapyramidalen Funktionsstörungen.

2. Epidemiologie

Die Prävalenz wird auf 1 bis 9 Fälle pro 1.000.000 Personen geschätzt.

3. Ätiologie

Man unterscheidet mindestens folgende Krankheitsbilder:

Die NBIA kann autosomal-dominant, autosomal-rezessiv oder X-chromosomal-dominant vererbt werden.

4. Pathogenese

Das Enzym Pantothenatkinase spielt eine wichtige Rolle in der Regulation der Biosynthese von Coenzym A. Liegt eine Störung vor, soll es zu einer Akkumulation von Cystein und Pantethein kommen, die entweder selbst toxisch wirken oder nach Zusammentreffen mit Eisen für die Entstehung von freien Radikalen verantwortlich sind.[6]

5. Klinik

Das klinische Bild der NBIA zeichnet sich durch eines oder mehr der folgenden Symptome aus.

Zusätzlich auftreten können auch:

Der Verlauf der verschiedenen NBIA-Erkrankungen ist unterschiedlich: Manche Patienten erkranken schon im Kleinkindalter mit schnell fortschreitender Symptomatik. Andere NBIAs treten in einem späteren Lebensalter auf und haben eine deutlich langsamere Progredienz. Der Verlauf der idiopathischen Fälle ist sehr variabel, da diesen wahrscheinlich mehrere, bislang noch nicht beschriebene Genmutationen zu Grunde liegen.

6. Diagnostik

Mittel der Wahl zur Diagnostik der NBIA ist die MRT. Hier zeigen Patienten mit PKAN das sog. "Eye of the tiger"-Zeichen in T2-gewichteten Aufnahmen des Globus pallidus.[7] Infantile und atypische Varianten weisen oft axonale Schwellungen sowohl im zentralen und wie auch im peripheren Nervensystem auf.

Die Diagnosesicherung erfolgt mit molekulargenetischen Methoden durch den Nachweis der ursächlichen Mutationen.

7. Therapie

Momentan (2021) exisitert keine etablierte kausale Therapie. Therapieversuche mit Eisenchelatoren zeigten nicht die gewünschte Wirkung. Symptomatisch zeigen Baclofen und Trihexyphenidyl den besten Effekt, während eine Medikation mit L-DOPA keine oder nur geringe Wirkung hat.

Chirurgische Interventionen (Pallidotomie oder Thalamotomie) können einen kurzfristigen Effekt auf die Dystonie haben, doch kehrt diese meist nach einem Jahr wieder zurück.[8] Aktuell wird in Studien der Effekt einer tiefen Hirnstimulation geprüft.

8. Quellen

  1. http://www.whonamedit.com/doctor.cfm/535.html
  2. http://www.whonamedit.com/doctor.cfm/1063.html
  3. Tobias B. Haack et al. BPAN: the only X-linked dominant NBIA disorder, International Review of Neurobiology. 2013;113:85-90, abgerufen am 04.05.2021
  4. Susan J. Hayflick et al. β-Propeller protein-associated neurodegeneration: a new X-linked dominant disorder with brain iron accumulation, Brain. 2013;136:1708–1717, abgerufen am 04.05.2021
  5. Monika Hartig et al. Mitochondrial membrane protein-associated neurodegeneration (MPAN) , International Review of Neurobiology. 2013;110:73-84, abgerufen am 04.05.2021
  6. Zhi-Bin Wang et al. Neurodegeneration with brain iron accumulation: Insights into the mitochondria dysregulation, Biomed Pharmacother. 2019;118:109068, abgerufen am 24.08.2020
  7. Hayflick SJ et al. Cranial MRI changes may precede symptoms in Hallervorden-Spatz syndrome, Pediatr Neurol. 2001;25(2):166-169, abgerufen am 24.08.2020
  8. Tsukamoto H et al. A case of Hallervorden-Spatz disease: progressive and intractable dystonia controlled by bilateral thalamotomy, Brain Dev. 1992;14(4):269-272, abgerufen am 24.08.2020

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