Glaukom (Pferd)
Synonym: Grüner Star
Englisch: glaucoma
Definition
Unter Glaukom versteht man beim Pferd einen Sammelbegriff für Erkrankungen des Auges, die mit einer Druckschädigung des Nervus opticus und der Retina einhergehen.
Ätiologie
Primärglaukome und angeborene Glaukome kommen beim Pferd äußerst selten vor. Ein erhöhter intraokulärer Druck steht in der Regel in Zusammenhang mit anderen Augenerkrankungen, zum Beispiel mit:
Bei dieser Krankheitform spricht man von einem Sekundärglaukom, da diese Art des Glaukoms als Folge anderer Augenerkrankungen auftritt.
Pathogenese
Glaukome entstehen durch eine gestörte Homöostase des Kammerwassergehaltes im Auge. Der Augeninnendruck wird dabei maßgeblich von der Produktion des Kammerwassers und dem gleichzeitigen Abfluss reguliert. Ein Missverhältnis zwischen Produktion und Abfluss verschiebt die intraokulären Druckverhältnisse. Unbehandelt führt ein Glaukom zur progressiven Schädigung des Nervus opticus und letztendlich zur Erblindung.
Klinik
Im akuten Stadium äußert sich ein Glaukom unter anderem durch:
- Schmerz: Blepharospasmus, Lichtscheue (Photophobie), Lakrimation
- konjunktivale und sklerale Gefäßinjektion
- korneales Ödem (Schädigung des Hornhautendothels)
- Glaskörpereinlagerungen
- vordere und/oder hintere Synechie
- fehlender Pupillenreflex
Die Symptomatik ist im chronischen Stadium durch eine Erweiterung der konjunktivalen und skleralen Gefäße, Buphthalmus, Linsenluxation und Hornhautöde mit Descemetrissen gekennzeichnet. Im Gegensatz zum Hund führt beim Pferd ein erhöhter Augeninnenddruck sehr rasch zur Erblindung. Dem Zustand des erhöhten Druckes kann sich eine Phase mit hypotonen Verhältnissen anschließen.
Diagnostik
Der Augeninnendruck kann beim Pferd mithilfe von Applanationstonometern gemessen werden, wobei Werte zwischen 7 und 37 mmHg als physiologisch gelten. Es ist außerdem auf eine Ähnlichkeit des Druckes zwischen den zwei Augen zu achten. Zwei stark variierende Werte sind ebenso verdächtig wie ein absolut erhöhter Augendruck.
Bei der Diagnostik muss unbedingt auch die zugrunde liegende Augenerkrankung identifiziert werden, um eine adäquate kausale Therapie einleiten zu können.
Therapie
Ziel ist es, rasch eine Senkung des intraokulären Drucks herzustellen. Diese wird primär durch die Hemmung der Kammerwasserproduktion mittels lokaler Carboanhydrasehemmern herbeigeführt, z.B. mit Dorzolamid oder Betablockern (z.B. Timolol). Prostaglandinanaloga wie z.B. Latanoprost sind beim Pferd bezüglich ihrer drucksenkenden Wirkung umstritten.
Zur Entzündungshemmung können lokal Kortikosteroide und systemisch nichtsteroidale Entzündungshemmer (z.B. Flunixin-Meglumin) angewendet werden. Vor der Verwendung von Kortikosteroiden am Auge ist stets das Vorhandensein eines Hornhautulkus mittels Fluorescein-Test auszuschließen. Zusätzlich sind die Primärerkrankungen des betroffenen Auges adäquat zu behandeln.
Als chirurgische Methoden zur Verminderung der Kammerwasserproduktion stehen z.B. die partielle transsklerale Laser-Cycloablation oder die partielle Kryodestruktion des Corpus ciliare zur Verfügung.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6