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Gewöhnlicher Seidelbast

Synonyme: Kellerhals, Echter Seidelbast
Botanische Bezeichnung: Daphne mezereum
Englisch: mezereon

1. Definition

Der Gewöhnliche Seidelbast ist eine aus Europa und Teilen Asiens stammende Pflanzenart der Spatzenzungen- oder Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae). Die Art hat Bedeutung als Zier- und Giftpflanze und steht in Deutschland unter Artenschutz.

2. Eigenschaften

Es handelt sich um ein sommergrünen Strauch, der eine maximale Wuchshöhe von über 120 cm erreichen kann, meist jedoch kleiner bleibt. Die Blüten besitzen eine auffällige, röhrige, meist dunkelrosa, selten weiße Blütenhülle und erscheinen vor dem Laub zwischen Februar, März und April. Der Blütenstand bildet sich entlang des Hauptsprosses. Die Frucht reift bis Sommer oder Spätsommer zu einer scharlachroten, beerenartigen, eiförmigen Steinfrucht. Die Laubblätter sind kurz gestielt, länglich verkehrt-eiförmig, ganzrandig und am Rand leicht behaart.

3. Inhaltsstoffe

Pharmakologisch relevant sind folgende Inhaltsstoffe: Daphnetoxin (Diterpenester, v.a. in der Rinde enthalten), Mezerein (Diterpenester, v.a. im Samen, nicht jedoch im Fruchtfleisch enthalten) und Daphnin. Die Samen enthalten 0,1 % Mezerein und 0,02 % Daphnetoxin. Weiterhin ist Umbelliferon nachweisbar.

4. Toxikologie

Zu systemischen Intoxikationen kommt es in erster Linie nach peroraler (p.o.) Aufnahme von Pflanzenmaterial, eine transkutane Resorption bestimmter Inhaltsstoffe ist ebenfalls möglich.

Die Letaldosis kann bei erwachsenen Menschen mit 10 bis 12 Früchten bzw. Samen (p.o.) (bei Kindern durchaus weniger) erreicht sein, wenngleich bereits die Aufnahme weit größerer Mengen überlebt wurde. Für ein Schwein sollen 3 bis 5 Früchte bzw. Samen (p.o.) potentiell letal sein. Für Pferde können 30 g der Rinde (p.o.), für Hunde 12 g der Rinde (p.o.) letal wirken.

Daphnetoxin und Mezerein sind karzinogen.

4.1. Symptome

An den Kontaktstellen, insbesondere den Schleimhäuten des Gastrointestinaltrakts, kann es zu starken Reizungen kommen. In der Folge können sich eine Gastroenterokolitis und Nekrosen der Schleimhäute ausbilden. Nach Augenkontakt tritt gegebenenfalls eine Konjunktivitis auf. Systemische Beschwerden sind Vertigo, Hypersalivation, Kopfschmerz, Krämpfe und Schock. Weitere Symptome sind Nausea, Emesis, Azidose.

4.2. Therapie

Erbrechen herbeiführen (Emetika), resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Magenspülung, Natriumsulfat, Paraffinum liquidum), lokale Therapie mit Glucocorticoiden (ggf. als Schaum), gegen Krämpfe Benzodiazepine (z.B. Diazepam), bei anhaltendem Speichelfluss und Übelkeit kann Atropin indiziert sein. Vitalparameter und Nierenfunktion sollten überwacht werden. Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicherzustellen. Es sollte viel Flüssigkeit, etwa warmer Tee, aufgenommen werden. Die weitere Behandlung erfolgt symptomatisch.

5. Literatur

  • Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum Akadem. Verlag.
  • Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.
  • Mutschler et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen, 8. Aufl, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft.
  • Wolf (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis - Bd. 3, Gifte, 1992, Springer Verlag.
Stichworte: Giftpflanze, Intoxikation
Fachgebiete: Biologie, Toxikologie

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