Gallenkolik
Synonym: Gallensteinkolik
Englisch: gall bladder colic
Definition
Als Gallenkolik werden die typischen Beschwerden einer symptomatischen Cholelithiasis bezeichnet.
Ätiologie
Die Gallenkolik wird meist durch die Einklemmung eines Gallensteins bei der Passage des Ductus cysticus ausgelöst. Einen weiteren kritischen Punkt bei dem Durchtritt kleinerer Konkremente aus der Gallenblase in Richtung Duodenum stellt die Papilla Vateri dar. Diese kann durch verschiedene Mechanismen (Spasmen, morphologische Veränderungen, usw.) verengt sein und so zur Einklemmung der Konkremente führen.
Symptome
Das Leitsymptom der Gallenkolik sind rezidivierende Kolikschmerzen, die zwischen 15 Minuten und 5 Stunden andauern können. Sie sind bevorzugt im rechten und mittleren Oberbauch lokalisiert und können in Rücken sowie in die rechte Schulter ausstrahlen. Begleitet werden die Schmerzen unter Umständen von Brechreiz, Aufstoßen und einem flüchtigen Ikterus.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen muss man Erkrankungen des Magens und Duodenums, eine Pankreatitis, sowie Myokardinfarkt und Lungenembolie in Betracht ziehen und als Schmerzursache ausschließen.
Therapie
Eine leichte Kolik kann mit Metamizol und Butylscopolamin jeweils intravenös behandelt werden. Es kann auch Nitroglycerin gegeben werden, das jedoch aufgrund der Nebenwirkungen (Blutdruckabfall, starke Kopfschmerzen, Tachykardie) selten eingesetzt wird.
Schwere Koliken werden mit starken Analgetika, z.B. mit 50 - 100 mg Pethidin und 20 mg Butylscopolamin therapiert. Sollte der Verdacht auf eine infektiöse Gallenwegserkrankung bestehen, ist eine Antibiotikatherapie indiziert. Bei Infektionen durch Escherichia coli oder Enterokokken (häufigste Erreger) bieten sich Fluorchinolone oder Aminopenicillin in Kombination mit Beta-Laktamase-Inhibitoren an. Bei Verdacht auf Anaerobier wird Metronidazol eingesetzt.
Die Patienten sollten für mindestens 24 Stunden eine Nahrungskarenz einhalten und im Anschluss daran eine "gallenblasenfreundliche" Diät beginnen. Diese beinhaltet den Verzicht auf alle Speisen, die die Motilität des Gallengangssystems anregen, vor allem auf fette und gebratene Speisen.
Bei wiederholten oder sehr schweren Koliken muss frühzeitig an eine elektive Cholecystektomie gedacht werden.
Cave: Bei stärksten Schmerzen darf man Morphinderivate (außer Pethidin, Buprenorphin und Tramadol) nur einsetzen, wenn vorher eine Spasmolyse mit einem peripher wirkenden Spasmolytikum (z.B. Butylscopolamin) eingeleitet wurde. Die Erklärung hierfür ist, dass Morphinderivate zu Spasmen des Musculus sphincter oddi führen können und so die Symptomatik verschlimmern.
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