Galanin
Englisch: galanin
Definition
Galanin ist ein im zentralen und peripheren Nervensystem vorkommendes Neuropeptid, das vorrangig an der Inhibition und Modulation neuronaler Aktionspotenziale beteiligt ist.
Entdeckung
Das Neuropeptid wurde erstmals 1978 von Viktor Mutt und seinen Kollegen aus dem Dünndarm eines Schweins isoliert. Hierzu verwendeten sie ein Assay, welches das Alanin am C-Terminus des Peptids erkannte. 1983 gelang dem Team auch die Strukturanalyse von Galanin.
Vorkommen
Galanin befindet sich hauptsächlich im zentralen Nervensystem und dem Gastrointestinaltrakt. Im ZNS ist die höchste Konzentration des Neuropeptids in den Neuronen des Locus coeruleus zu finden. Zusätzlich wird Galanin im dorsalen Raphekern, in Rückenmarksneuronen, in Teilen des limbischen Systems, im Nucleus paraventricularis und im Nucleus supraopticus synthetisiert.
Im Gastrointestinaltrakt kommt Galanin überwiegend im Duodenum, aber auch im Magen und im Dünn- und Dickdarm vor.
Biochemie
Bei Galanin handelt es sich um ein aus 29 bzw. 30 (Mensch) Aminosäuren bestehendes Peptid, das aus einem Vorläuferpeptid entsteht. Das Galanin-Gen GAL befindet sich bei Menschen auf dem Genlocus 11q13.3. Die Gensequenz ist unter Säugetieren hoch konserviert und zeigt eine 85%ige Übereinstimmung zwischen Ratten, Mäusen, Schweinen, Rindern und Menschen. Dabei sind die ersten 15 N-terminalen Aminosäuren identisch, bei den verbleibenden Aminosäuren gibt es jedoch Abweichungen.
Physiologie
Galanin vermittelt seine Wirkung über drei verschiedene Rezeptortypen, GALR1, GALR2 und GALR3. Dabei handelt es sich um G-Protein-gekoppelte Rezeptoren, die sich ebenfalls in verschiedenen Strukturen des ZNS nachweisen lassen. Eine Aktivierung der Rezeptoren bewirkt meist eine Hyperpolarisation und damit Inhibition des Neurons. Über diese Rezeptoren beteiligt sich das Neuropeptid an der Steuerung des Hormonsystem, indem die Freisetzung von Prolactin, LH und Somatotropin reguliert. Galanin ist deshalb an verschiedenen Prozessen beteiligt, wie zum Beispiel:
- Rückenmark - Hemmung der Schmerzweiterleitung
- Hypothalamus - Regulation der Nahrungsaufnahme durch orexigenen Effekt
- Magen-Darm-Trakt - Beeinflussung der Motilität
Klinik
Galanin wurde schon mit einer Vielzahl von Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter:
- Alzheimer-Krankheit: Ein Merkmal der späteren Stadien einer Alzheimer-Erkrankung ist unter anderem das übermäßige Vorkommen von Galanin und eine erhöhte Expression der Galanin-Rezeptoren. Der Grund hierfür ist jedoch noch nicht klar.
- Epilepsie: Galanin wirkt im Hippocampus als Inhibitor für Glutamat, aber nicht für GABA. Das bedeutet, dass Galanin die Krampfschwelle erhöhen und damit als Antikonvulsivum agieren kann.