Krampfschwelle
Englisch: seizure threshold
Definition
Die Krampfschwelle bezeichnet die Reizintensität, die erforderlich ist, um eine synchrone pathologische Entladung von Nervenzellen im Zentralnervensystem auszulösen, die zu einem epileptischen Anfall führt.
Hintergrund
Die Krampfschwelle spiegelt das Gleichgewicht zwischen erregenden (z.B. glutamatergen) und hemmenden (z.B. GABAergen) Einflüssen im ZNS wider. Sie wird durch die Eigenschaften spannungsabhängiger Ionenkanäle, die Modulation synaptischer Übertragung sowie durch neuronale Netzwerkeigenschaften bestimmt.
Eine niedrige Krampfschwelle bedeutet, dass bereits geringe Reize zu einem Anfall führen können, während eine hohe Krampfschwelle das Auftreten von Anfällen erschwert.
Einflussfaktoren
- Physiologisch: Alter, Schlaf-Wach-Rhythmus, hormonelle Schwankungen (z.B. Menstruationszyklus)
- Pathologisch: Strukturelle Hirnläsionen, Entzündungen, metabolische Störungen (Hypoglykämie, Hyponatriämie, Hypokalzämie)
- Pharmakologisch:
- Krampfschwelle senkend: Trizyklische Antidepressiva, Bupropion, Clozapin, Theophyllin, Tramadol, hochdosierte Penicilline
- Krampfschwelle erhöhend: Antikonvulsiva (Valproat, Lamotrigin, Levetiracetam), Benzodiazepine, Barbiturate
- Exogen: Alkoholentzug, Drogenkonsum (Amphetamine, Kokain), Flackerlicht, Schlafentzug
Klinische Bedeutung
Die Kenntnis der Krampfschwelle ist vor allem in der Epileptologie, Psychiatrie, Anästhesie und Intensivmedizin relevant. Sie beeinflusst die Wahl von Medikamenten und Narkosemitteln sowie das Management von Patienten mit erhöhter Anfallsneigung.
siehe auch: Krampfbereitschaft, Epilepsie