GAD-7

Die Skala wurde 2006 von Kroenke et al. für psychische Störungen in der hausärztlichen Versorgung entwickelt. Ziel war die Schaffung eines zuverlässigen Verfahren zur Erfassung von generalisierten Angststörungen, das auch komorbide Angststörungen abbildet.

Der GAD-7 besteht aus sieben Items, welche die zentralen Symptome der generalisierten Angststörung abbilden, darunter übermäßige Sorgen, anhaltende Nervosität und Anspannung, Schwierigkeiten, Sorgen zu kontrollieren, Reizbarkeit sowie schlafbezogene Beschwerden durch Grübeln. Die befragte Person gibt an, wie häufig diese Symptome in den letzten zwei Wochen aufgetreten sind. Die Antworten erfolgen auf einer vierstufigen Likert-Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 3 (beinahe jeden Tag). Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel weniger als zwei Minuten.

Die Gesamtpunktzahl ergibt sich aus der Summe aller Itemwerte und liegt zwischen 0 und 21 Punkten.

Typischerweise werden folgende Cut-off-Werte verwendet:

• 0–4 Punkte: Keine oder minimale Angst
• 5–9 Punkte: Leichte Angst
• 10–14 Punkte: Mittelgradige Angst
• 15–21 Punkte: Schwere Angst

Ein Cut-off-Wert von ≥ 10 Punkten erfasst eine klinisch relevante Angstsymptomatik mit guter Sensitivität und Spezifität.

Eine validierte deutschsprachige Version des GAD-7 wurde sowohl in bevölkerungsbasierten als auch in klinischen Stichproben untersucht. Der GAD-7 weist gute bis sehr gute psychometrische Kennwerte auf:

• Interne Konsistenz: Cronbachs α ~ 0,89–0,92
• Hohe Test-Retest-Reliabilität
• Gut belegte Kriteriumsvalidität im Vergleich zu strukturierten klinischen Interviews
• Gute Sensitivität für Veränderungen, daher geeignet zur Verlaufsbeurteilung unter Therapie

Neben der Erkennung der generalisierten Angststörung zeigt der GAD-7 auch Sensitivität für andere Angststörungen, insbesondere Panikstörungen, soziale Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen, jedoch mit geringerer Spezifität.

In klinischen Settings wird der GAD-7 oft zusammen mit dem PHQ-9 eingesetzt, um sowohl Angst- als auch Depressionssymptome parallel zu erfassen. Der GAD-7 findet Anwendung in hausärztlichen, psychosomatischen und psychiatrischen Settings sowie in epidemiologischen Studien. Er eignet sich sowohl als Screeninginstrument bei Erstkontakt als auch zur Verlaufsbeurteilung im Rahmen therapeutischer Interventionen.

Als ultrakurze Screeningvariante steht der zweifragebasierte GAD-2 zur Verfügung (Cut-off ≥ 3), der sich insbesondere für sehr zeitsensible Erstscreenings eignet.

Der GAD-7 ist ein Screeningverfahren, das allein keine Diagnose ermöglicht. Das Ergebnis muss stets im klinischen Kontext interpretiert werden. Eine differenzialdiagnostische Abgrenzung zwischen verschiedenen Angststörungen ist nicht möglich und kann durch komorbide depressive Symptome beeinflusst werden. Zudem erfassen die Items vorwiegend kognitive und affektive Angstsymptome, sodass somatische Angstausprägungen unterrepräsentiert sein können.

Der PHQ-9 erfasst primär depressive Symptome. Die Angstsubskala der HADS ist insbesondere für somatisch erkrankte Patienten konzipiert, während das Beck Anxiety Inventory stärker auf körperliche Angstsymptome ausgerichtet ist.

• Kroenke K, Spitzer RL, Williams JB, Monahan PO, Löwe B. Anxiety disorders in primary care: prevalence, impairment, comorbidity, and detection. Ann Intern Med. 2007;146(5):317-325. doi:10.7326/0003-4819-146-5-200703060-00004
• Spitzer RL, Kroenke K, Williams JB, Löwe B. A brief measure for assessing generalized anxiety disorder: the GAD-7. Arch Intern Med. 2006;166(10):1092-1097. doi:10.1001/archinte.166.10.1092
• Löwe B, Decker O, Müller S, et al. Validation and standardization of the Generalized Anxiety Disorder Screener (GAD-7) in the general population. Med Care. 2008;46(3):266-274. doi:10.1097/MLR.0b013e318160d093