Interne Konsistenz
Definition
Die interne Konsistenz ist ein Maß der Reliabilität psychologischer und medizinischer Messinstrumente. Sie beschreibt, inwieweit die einzelnen Items einer Skala dasselbe latente Merkmal (Konstrukt) erfassen und somit miteinander zusammenhängen. Eine hohe interne Konsistenz spricht für eine homogene Itemzusammensetzung und rechtfertigt die Bildung eines Summen- oder Mittelwertscores.
Abgrenzung
Die interne Konsistenz ist ein Teilaspekt der Reliabilität und unterscheidet sich von anderen Reliabilitätsformen wie der Test-Retest-Reliabilität oder der Interrater-Reliabilität. Für bestimmte Instrumente, etwa Checklisten mit heterogenen oder formativen Items, ist eine hohe interne Konsistenz weder erwartbar noch erforderlich.
Hintergrund
Viele psychologische, psychosomatische und medizinische Konstrukte (z.B. depressive Symptomatik, Angst, gesundheitsbezogene Lebensqualität) sind nicht direkt beobachtbar und werden daher über mehrere Items operationalisiert. Die interne Konsistenz dient der Prüfung, ob diese Items tatsächlich dasselbe theoretische Konstrukt abbilden oder ob einzelne Items inhaltlich oder statistisch davon abweichen. Sie ist damit eine grundlegende Voraussetzung für die interpretierbare Anwendung von Skalen mit mehreren Items.
Methodik
Die interne Konsistenz basiert auf den Interkorrelationen der Items einer Skala. Grundannahme ist, dass alle Items Indikatoren desselben latenten Merkmals sind. Je höher die durchschnittliche Itemkorrelation, desto höher fällt in der Regel die interne Konsistenz aus. Neben der Itemhomogenität beeinflusst auch die Anzahl der Items den Kennwert, sodass längere Skalen bei vergleichbarer Itemqualität tendenziell höhere Konsistenzwerte erreichen können.
Kennwerte
Der am häufigsten verwendete Kennwert zur Bestimmung der internen Konsistenz ist Cronbachs Alpha. Daneben werden weitere Maße verwendet, insbesondere bei Verletzung klassischer Modellannahmen:
- Cronbachs Alpha (α)
- McDonalds Omega (ω)
- Split-Half-Reliabilität
- Kuder-Richardson-Formeln (KR-20, KR-21) für dichotome Items
Interpretation
Die interne Konsistenz ist stets im methodischen Kontext zu interpretieren. Dabei gilt insbesondere:
- Eine hohe interne Konsistenz impliziert keine Eindimensionalität.
- Sie erlaubt keine Aussage über die zeitliche Stabilität eines Instruments (Test-Retest-Reliabilität).
- Sie ist kein Maß der Validität.
- Sie kann durch inhaltlich redundante Items künstlich erhöht werden.
Zur ergänzenden Prüfung der Skalenstruktur ist häufig eine explorative oder konfirmatorische Faktorenanalyse erforderlich.
Bedeutung
In der psychotherapeutischen Praxis, der klinischen Forschung und der Versorgungsforschung ist die interne Konsistenz ein zentrales Kriterium bei der Auswahl, Entwicklung und Bewertung von Fragebögen. Sie trägt wesentlich zur Qualitätssicherung diagnostischer Instrumente und zur Vergleichbarkeit von Studienergebnissen bei.
Literatur
- Moosbrugger, H. & Kelava, A. (2012). Testtheorie und Fragebogenkonstruktion. Springer. Online verfügbar
- Cronbach, L. J. (1951). Coefficient alpha and the internal structure of tests. Psychometrika, 16, 297–334. https://doi.org/10.1007/BF02310555