Faktorenanalyse
Englisch: factor analysis
Definition
Die Faktorenanalyse ist eine statistische Methode der differentiellen Psychologie, die dazu dient, detaillierte psychologische Merkmalsbeschreibungen von Individuen zu kategorisieren und zu verallgemeinern. Ziel ist die Schaffung von klar definierten Merkmalen, die für jedes Individuum quantifiziert und entsprechend sowohl inter- als auch intraindividuell verglichen werden können.
Geschichte
Die Grundidee der Faktorenanalyse stammt vom Psychologen Charles Spearman. Er entwickelte 1904 das Zwei-Faktoren-Modell anhand des Begriffes der Intelligenz.
Ein weiterer Pionier auf dem Gebiet der Faktorenanalyse in der differentiellen Psychologie ist der Psychologe Raymond Bernard Cattell. Er erarbeitete ein weiterführendes Verfahren zur Faktorenanalyse. Mithilfe seines Verfahrens kann eine hohe Anzahl von Begrifflichkeiten auf eine geringe Anzahl valider Grundbegriffe reduziert werden.
Methode
Ziel der Faktorenanalyse ist es, eine größere Anzahl von Variablen auf eine kleine Anzahl aussagekräftiger Faktoren zu reduzieren. Grundannahme ist dabei, dass die untersuchten Variablen miteinander korrelieren und so zueinander in Verbindung stehen.
Bei der Faktorenanalyse wird aus den Variablen eine Interkorrelationsmatrix erstellt.
In der Vergangenheit hatte diese Matrix lediglich zwei Dimensionen, bestehend aus der Versuchsperson und einer Variablen, z.B. ein bestimmtes Verhalten.
Cattell entwickelte daraufhin das sogenannte Kovariationssschema, in welchem eine dritte Dimension hinzukam: die Situation. Cattell erkannte, dass ein Verhalten nicht nur von der Person an sich abhängig ist, sondern sich auch von Situation zu Situation unterscheiden kann. Die Interkorrelationsmatrix wurde also zu einem dreidimensionalen Datenquader mit den Dimensionen (Achsen) Versuchsperson, Variable und Situation. Innerhalb dieser Interkorrelationsmatrix definierte Cattell 3 verschiedene Datenebenen.
- Datenebene 1: Variable und Versuchsperson
- Datenebene 2: Variable und Situation
- Datenebene 3: Versuchsperson und Situation
Basierend auf den verschiedenen Datenebenen ergeben sich verschiedene Techniken der Faktorenanalyse, je nachdem welcher Bestandteil welcher Datenebene im Mittelpunkt der Analyse steht. Die Beobachtungssituation bleibt auf einer Datenebene dabei gleich:
Datenebene | Technik der Faktorenanalyse | Beschreibung der Faktorenanalyse | Interpretation der extrahierten Faktoren |
---|---|---|---|
Datenebene 1 | R-Technik | Situation bleibt identisch, Variablen werden interkorreliert | Merkmalsfaktoren bzw. Eigenschaftsfaktoren |
Q-Technik | Situation bleibt identisch, Personen werden interkorreliert | Typenfaktoren | |
Datenebene 2 | P-Technik | Person bleibt identisch, Variablen werden interkorreliert | Zustandsfaktoren |
O-Technik | Person bleibt identisch, Situationen werden interkorreliert | Situationsfaktoren | |
Datenebene 3 | T-Technik | Variable bleibt identisch, Situationen werden interkorreliert | Situationsfaktoren |
S-Technik | Variable bleibt identisch, Personen werden interkorreliert | Typenfaktoren |
Modelle
Mithilfe der Faktorenanalyse wurden verschiedene Modelle erarbeitet, die zur Beschreibung der Persönlichkeit eines Individuums genutzt werden können.
Faktorenmodell der Persönlichkeit nach Cattell
Das Faktorenmodell nach Cattell basiert auf dem sogenannten Allport-Odbert-Katalog, der ca. 17.000 deskriptive Eigenschaftsbegriffe enthält. Cattell bildete Cluster dieser Begrifflichkeiten und reduzierte diese unter Berücksichtigung empirischer Ergebnisse mittels statistischer Analyse auf 16 Faktoren. Diese Faktoren können quantifiziert werden und werden auch als Dimensionen bezeichnet. Mithilfe dieser 16 Dimensionen kann individuelles Verhalten möglichst ökonomisch beschrieben werden. Die Faktoren von Cattell sind Grundlage vieler weiterer Forschungsarbeiten.
Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit
Das Fünf-Faktoren-Modell geht ebenfalls davon aus, dass die Persönlichkeit eines Menschen in grundlegenden Dimensionen beschrieben werden kann. Es geht ebenso wie die Faktorenanalyse nach Cattell auf den Allport-Odbert-Katalog zurück. Empirisch wurden insgesamt fünf Hauptdimensionen festgelegt:
- Offenheit für Erfahrungen
- Gewissenhaftigkeit
- Extraversion
- Verträglichkeit
- Neurotizismus
Literatur
- Klügel, Die Faktorenanalyse von Raymond Bernard Cattell und ihre Effekte auf seine Persönlichkeitstheorie, Hausarbeit, 2004
- dorsch.hogrefe.com – Persönlichkeit, klassische faktorenanalytische Ansätze, abgerufen am 12.01.2024
- dorsch.hogrefe.com – Faktorenanalyse, abgerufen am 12.01.2024
- dorsch.hogrefe.com – Kovariationsschema, abgerufen am 12.01.2024