Differentielle Psychologie
Synonym: Persönlichkeits- und differentielle Psychologie
Definition
Die differentielle Psychologie ist ein Teilgebiet der Psychologie und beschäftigt sich mit der Erforschung des individuellen Erlebens und Verhaltens von Menschen. Ziel ist dabei die Charakterisierung des Einzelnen, z.B. als Bestandteil einer Gruppe.
Terminologie
Im deutschsprachigen Raum wird die differentielle Psychologie teils von der Persönlichkeitspsychologie abgegrenzt. Die Persönlichkeitspsychologie bezieht sich in diesem engen Sinn auf die Einzigartigkeit der menschlichen Persönlichkeit, wohingegen die differentielle Psychologie eher auf die Unterschiede eingeht. Häufig werden allerdings beide Inhalte unter dem Begriff differentielle Psychologie zusammengefasst.
Abgrenzung
Die differentielle Psychologie ist nicht zu verwechseln mit der allgemeinen Psychologie, die sich mit dem universellen Erleben und Verhalten beschäftigt, das alle Menschen gemein haben.
In der differentiellen Psychologie werden keine pathologischen Merkmale analysiert, dies ist Aufgabe der klinischen Psychologie.
Inhalte
Die differentielle Psychologie beschäftigt sich mit Themen im Bereich der individuellen Leistungsfähigkeit (Wahrnehmung, Gedächtnis oder Lernfähigkeit) oder im Bereich der individuellen Persönlichkeit (Emotionalität, Motivationen, Interessen). Die Merkmale werden mittels Dimensionen beschrieben oder die Individuen anhand ihrer individuellen Merkmale in Kategorien eingeteilt.
Theorien
Es gibt verschiedene theoretische Ansätze bzw. Konzepte in der differentiellen Psychologie
Eigenschaftszentrierter Ansatz
Der eigenschaftszentrierte Ansatz stützt sich auf die systematische Auswertung von Merkmalen des individuellen Erlebens und Verhaltens, deren genauer Definition eine wichtige Bedeutung zukommt. Ein Merkmal muss quantifizierbar sein und eine gewisse interindividuelle Varianz haben, um für die Beschreibung von Individuen geeignet zu sein.
Neben den Unterschieden zwischen verschiedenen Personen können auch die intraindividuellen Unterschiede analysiert werden. Das bedeutet, dass Merkmale desselben Individuums zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen und verglichen werden.
Um vergleichbare Merkmale bzw. Dimensionen zu definieren, wird die sogenannte Faktorenanalyse genutzt.
Mithilfe der Faktorenanalyse wurde beispielsweise das weit verbreitete Fünf-Faktoren-Modell erarbeitet. Die darin festgelegten fünf Dimensionen ("Big five") der Persönlichkeit sind Extraversion, Neurotizismus, Gewissenhaftigkeit, soziale Verträglichkeit und Offenheit für neue Erfahrungen.
Lerntheoretischer Ansatz
Lange Zeit wurde die Entwicklung der Persönlichkeit darauf zurückgeführt, dass Eigenschaften erlernt werden. In moderneren Konzepten wird von einer dynamischen Wechselwirkung zwischen der Persönlichkeit und der Umwelt eines Individuums ausgegangen. Dabei beeinflussen sich Individuum und Umwelt gegenseitig.
Neurowissenschaftlicher Ansatz
In den Neurowissenschaften werden Wechselwirkungen zwischen biologischen Phänomenen und Persönlichkeitsmerkmalen erforscht. Auch hier wird angenommen, dass die Beeinflussung von Biologie und Persönlichkeit gegenseitig erfolgt.
Evolutionspsychologierscher Ansatz
Auf evolutionspsychologischer Ebene wird versucht, Unterschiede zwischen Persönlichkeiten mit evolutionären Geschehnissen zu erklären.
Methoden
Zur Beschreibung der individuellen Charakteristika existieren zwei grundlegende Methoden. Bei der idiographischen Methode werden Unterschiede zwischen Personen mittels individuellen Protokollen erfasst. Dabei sind die deskriptiven Begriffe jeweils nur für das einzelne Individuum zutreffend. Dem gegenüber steht die nomothetische Methode. Hierbei werden Verhaltensweisen nicht nur individuell erfasst, sondern gleichzeitig kategorisiert und quantifiziert, damit ein Vergleich zwischen Individuen möglich wird. Dazu werden sprachliche Konstrukte definiert, die ein bestimmtes Merkmal in allen Ausprägungen beschreiben können. Ein Beispiel dafür ist der Begriff "Intelligenz", der bei jedem Individuum in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden ist.
Instrumente zur Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen sind z.B. Interviews, Selbstberichte, neurowissenschaftliche Messungen, Persönlichkeitstests oder Zwillingsstudien.
um diese Funktion zu nutzen.