Dofetilid
Handelsname: Tikosyn®
Englisch: dofelitide
1. Definition
Dofetilid ist ein Antiarrhythmikum der Klasse III nach Vaughan-Williams, das zur Behandlung von Vorhofflimmern und Vorhofflattern eingesetzt wird. Es verlängert die Aktionspotenzialdauer und die Refraktärzeit im Myokard, wodurch es die elektrische Stabilität des Herzens verbessert.
In Europa ist der Arzneistoff seit 2004 nicht mehr zugelassen.
2. Chemie
Dofetilid gehört zur Gruppe der selektiven Kaliumkanalblocker und ist chemisch ein Methansulfonamid-Derivat. Der IUPAC-Name lautet N-[4-(2-{[2-(4-methane sulfonamidophenoxy)ethyl] (methyl)amino}ethyl)phenyl]methanesulfonamid. Die Summenformel ist C19H27N3O5S2D, die molare Masse beträgt 441,56 g/mol.
3. Wirkmechanismus
Dofetilid blockiert selektiv den verzögert gleichgerichteten, repolarisierenden IKr-Strom durch die hERG-Kanäle im Myokard. Dies führt zu einer Verlängerung des Aktionspotenzials und der QT-Zeit, wodurch die Refraktärzeit im Vorhofmyokard erhöht wird. Dadurch kann Dofetilid die Umwandlung von Vorhofflimmern in einen normalen Sinusrhythmus unterstützen. Außerdem kommt es zu einer leichten Verlangsamung der Herzfrequenz um 4 bis 8 Schläge pro Minute.
Derzeit (2025) befinden sich Anwendungsmöglichkeiten bei pulmonaler Hypertonie in der Forschung.
4. Pharmakokinetik
Dofetilid wird nach oraler Einnahme gut resorbiert. Die Plasmaspitzenkonzentration wird 2 bis 3 Stunden nach der Einnahme errreicht. Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 10 Stunden. Etwa 20% des Wirkstoffs werden über CYP3A4 in der Leber verstoffwechselt, 80% werden unverändert über die Nieren ausgeschieden. Aufgrund der renalen Elimination muss die Dosis bei eingeschränkter Nierenfunktion angepasst werden.
5. Indikation
Dofetilid wird hauptsächlich für zwei Zwecke eingesetzt:
- zur Erhaltung des Sinusrhythmus bei Patienten mit Vorhofflimmern und Vorhofflattern sowie
- zur medikamentösen Kardioversion in den normalen Sinusrhythmus bei diesen Arrhythmien.
Der Wirkstoff ist eine Alternative zu Amiodaron bei Patienten mit Kontraindikationen oder Unverträglichkeit gegenüber anderen Klasse-III-Antiarrhythmika, weil es weniger extrakardiale Nebenwirkungen auslöst.
6. Darreichungsform
7. Nebenwirkungen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen unter anderem:
- QT-Zeit-Verlängerung
- Risiko für Torsade-de-Pointes-Tachykardien
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Bradykardie
Aufgrund des hohen Risikos für ventrikuläre Arrhythmien erfordert die Gabe von Dofetilid eine stationäre Überwachung mit fortlaufender EKG-Kontrolle.
8. Kontraindikationen
Dofetilid ist kontraindiziert bei bestehenden QT-Zeit-Verlängerungen wie z.B. beim Long-QT-Syndrom.
9. Zulassung
In Europa ist das Medikament seit dem freiwilligen Rückzug der Marktzulassung durch Pfizer im Jahr 2004 nicht mehr erhältlich.
10. Literatur
- Shults, Nataliia V. et al. Increased Smooth Muscle Kv11.1 Channel Expression in Pulmonary Hypertension and Protective Role of Kv11.1 Channel Blocker Dofetilide, The American Journal of Pathology, Volume 190, Issue 1, 48 - 56