Kaliumkanalblocker
Definition
Kaliumkanalblocker sind Wirkstoffe, die die Leitfähigkeit der Kaliumkanäle blockieren. Da es viele verschiedene Formen von Kaliumkanälen gibt, handelt es sich dabei um sehr unterschiedliche Substanzgruppen.
Einsatzgebiete
Arrhythmie
Kaliumkanalblocker, die den spannungsabhängigen HERG-Kanal blockieren, werden zur Therapie von Arrhythmien eingesetzt und als Klasse-III-Antiarrhythmika bezeichnet. Sie hemmen die Kaliumleitfähigkeit, besser gesagt den Kaliumausstrom aus der Zelle. Dadurch verzögern sie die Repolarisation und verlängern die absolute Refraktärzeit. Zu den spannungsabhängigen Kaliumkanalblockern zählen unter anderem:
Diabetes mellitus
Bei der Therapie des Typ-2-Diabetes kommen Kaliumkanalblocker zum Einsatz, die den ATP-sensitiven Kaliumkanal beeinflussen. Er findet sich unter anderem in den insulinproduzierenden Beta-Zellen des Pankreas. Eine Blockade dieser Kaliumkanäle führt zur Insulinfreisetzung. Auf diesem Mechanismus basiert die Wirkung der Sulfonylharnstoffe. Dazu zählen z.B.:
Multiple Sklerose
Ein weiteres Indikationsgebiet für Kaliumkanalblocker ist die Behandlung der Multiplen Sklerose. Zwei in dieser Indikation eingesetzte Wirkstoffe sind:
- 4-Aminopyridin (Fampridin)
- 3,4-Diaminopyridin (Amifampridin)
Lambert-Eaton-Myasthenisches-Syndrom (LEMS)
Beim LEMS, einer neuromuskulären Transmissionsstörung, richten sich Autoantikörper gegen präsynaptische spannungsabhängige Kalziumkanäle an der motorischen Endplatte. Sie reduzieren damit die Acetylcholin-Ausschüttung, so dass postsynaptisch ggf. die Depolarisation so schwach ist, dass kein Aktionspotenzial ausgelöst wird.
Durch die Blockade von Kaliumkanälen wird die Repolarisation verzögert und die Acetylcholin-Ausschüttung an peripheren und zentralen Synapsen erhöht. Als Wirkstoffe werden u.a. folgende Kaliumkanalblocker verwendet:
- 3,4-Diaminopyridin (3,4-DAP, Amifampridin) - zugelassen in Europa und leitliningerecht
- 4-Aminopyridin (4-AP, Fampridin) - wirksam, jedoch toxischer als 3,4-DAP
Nystagmus
Bei bestimmten Nystagmusformen (z.B. Downbeat-Nystagmus) kommen ebenfalls die Kaliumkanalblocker 4-Aminopyridin und 3,4-Diaminopyridin zum Einsatz.
Toxine
Auch eine Reihe von Toxinen aus dem Tierreich basieren auf der Blockade von Kaliumkanälen, z.B. die Dendrotoxine der Mambas, das Charybdotoxin und Iberiotoxin bestimmter Skorpionarten und das Apamin aus dem Bienengift.