Alkoholentzugssyndrom
Synonym: Delirium tremens, Alkoholentzugsdelir
Englisch: alcohol withdrawal syndrome
Definition
Als Alkoholentzugssyndrom bezeichnet man eine typische Symptomkonstellation, die bei Vorliegen einer Alkoholsucht nach Unterbrechung der regelmässigen Alkoholzufuhr entsteht.
ICD10-Codes
- F10.-: Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
- F10.3: Entzugssyndrom
- F10.4: Entzugssyndrom mit Delir
Formen
Alkoholentzugssyndrom ohne Delir
Das Alkoholentzugssyndrom ohne Delir beginnt etwa 10 Stunden nach Unterbrechung der Alkoholzufuhr und erreicht ca. 24 und 48 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum seinen Höhepunkt.
Die typischen Symptome des Alkoholentzugssyndroms ohne Delir sind:
- Gastrointestinaltrakt
- Herz-Kreislauf
- Vegetatives Nervensystem
- Hyperhidrosis
- Schlafstörungen
- Mydriasis
- Fieber
- Gesichtsrötung
- Somatisches Nervensystem
- feinschlägiger Tremor, Nesteln
- Artikulationsschwierigkeiten
- Wortfindungsstörungen
- epileptiforme Anfälle
- Psyche
Alkoholentzugssyndrom mit Delir
Das Alkoholentzugssyndrom mit Delir wird auch als Delirium tremens oder "Alkoholdelir" bezeichnet. Es tritt 48 bis 72 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum - oft in Verbindung mit einem so genannten Entzugsanfall - bei 5-15 % der Alkoholiker auf. Die Symptomatik erreicht nach ca. 4 Tagen ihr Maximum und kann in ernsten Fällen bis zu 2 Wochen andauern. Es ist die schwerste Form des Alkoholentzugssyndroms und bedeutet eine vitale Gefährdung des Patienten. Die Letalität beträgt unbehandelt 20%, behandelt 2% der Patienten.
- Hinweis: Diese Form des Alkoholentzugssyndroms kann sowohl während einer Abstinenz- als auch einer ausgeprägten Trinkphase als Kontinuitätsdelir oder nach nur verhältnismässig geringem Alkoholkonsum auftreten.
Zusätzlich zu den oben genannten Symptomen treten auf:
- Desorientiertheit bezüglich Ort, Zeit und eigener Person
- Optische und akustische sowie taktile Halluzinationen
- Schwere Agitiertheit mit
- Gefährdung der eigenen Person
- Gefährdung anderer
- Beschäftigungsdrang
- Nesteln
- Herumsuchen
Therapie
Die wichtigste Sofortmaßnahme ist die Überwachung der Vitalparameter. Zudem sollten engmaschige Laborkontrollen stattfinden:
- Blutzucker wegen Hypoglykämiegefahr
- CK wegen der Gefahr der Rhabdomyolyse
Die Therapie konzentriert auf die Beherrschung der Entzugssymptomatik durch medikamentöse Maßnahmen:
- Bei kardiopulmonalen Vorerkrankungen:
- Diazepam
- Clonidin, besonders bei zusätzlicher Hypertonie indiziert
- Bei kardiopulmonal unauffälligen Patienten:
- Clomethiazol oder
- Clonidin
- Haloperidol bei psychotischer Symptomatik
- Vitamin B1 (Thiamin) 100mg/d zur Prophylaxe der Wernicke-Enzephalopathie
- Glucoseinfusion bei alkoholischer Ketoazidose
- Bei fehlenden Kontraindikationen großzügige Volumentherapie mit Vollelektrolytlösungen, zusätzlich Magnesium
- Betablocker bei nicht sistierender Tachykardie
Weitere Informationen
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