Damage-Control-Surgery
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Synonyme: Damage-Control-Surgery, DCS
Definition
Das Damage-Control-Konzept, kurz DC, ist eine prioritätenorientierte, mehrphasige Behandlungsstrategie bei schwerstverletzten oder polytraumatisierten Patienten. Ziel ist die initiale Stabilisierung der kritischen Vitalfunktionen durch Kontrolle lebensbedrohlicher Blutungen und Kontamination unter Verzicht auf definitive anatomische Rekonstruktion, um die „Tödliche Triade“ zu durchbrechen.
Geschichte
Das Konzept der Damage-Control-Surgery wurde in den 1980er Jahren aus der maritimen Notfallchirurgie übernommen und 1993 durch Rotondo und Schwab für das Polytrauma formalisiert. Es hat die Mortalität bei instabilen Patienten signifikant gesenkt.
Ätiologie
Damage Control wird indiziert bei Patienten mit massivem Blutverlust (>10 EK), hohem ISS (>35), persistierender Hypotension, instabilen Frakturen (z.B. Becken, Femur) oder der beginnenden letalen Trias. Häufige Auslöser sind schwere Unfälle, Schuss-/Splitterverletzungen.
Pathophysiologie
Bei längerem Schock entwickelt sich die letale Trias: Hypothermie (>34°C senkt Gerinnungsenzyme), metabolische Azidose (pH <7,2 durch Laktat) und Koagulopathie (Verbrauchskoagulopathie, Verdünnung). Längere OP-Zeiten führen zum „second hit“ mit systemischer Entzündungsreaktion (SIRS), MODS und erhöhter Letalität.
Klinik
Klinisch zeigt sich ein instabiler Kreislauf (Hypotonie trotz Volumengabe), Azidose (hohe Laktatwerte), Hypothermie, Gerinnungsstörungen (verlängerte PT/aPTT) sowie oft multiples Trauma mit offenen Frakturen oder intraabdominaler Blutung.
Diagnostik
Die Entscheidung erfolgt klinisch-traumatologisch im Schockraum nach ABCDE-Schema und ATLS-Prinzipien. Trigger umfassen Temperatur <35°C, pH <7,24, Temperaturgradient >4°C, Blutverlust >10 EK oder OP-Zeit >90 min prognostiziert.
Bildgebende Verfahren
Sofortige FAST-Ultraschall und Röntgen-Übersichten zur Blutungs-/Frakturdiagnostik. Bei Stabilisierung CT-Staging vor der definitiven Phase. Intraoperativ ggf. Fluoroskopie zur Gefäß-/Fragment Lokalisation.
Das Damage-Control-Konzept gliedert sich in drei Phasen:
Phase 1: Damage Control Surgery (DCS)
Kurze OP (<90 min) mit temporären Maßnahmen:
Blutungen stoppen (Packing, temporäre Gefäßshunts, Tourniquet). Kontaminationskontrolle (Débridement, Darmresektion ohne Anastomose, temporärer Bauchdeckenschluss). Frakturstabilisierung (Ex-Fix, intramedulläre Nägel nur bei Stabilität).
Phase 2: Resuscitation (ICU)
Intensivtherapie zur Korrektur der letalen Trias: Erwärmung, Volumentherapie (Damage-Control-Resuscitation mit EK/FFP 1:1:1), Gerinnungskorrektur, korrigierte Laktatwerte.
Phase 3: Definitive Reconstruction
Nach 24–72 h (bei Normalisierung): Second-Look-OP mit definitiver Gefäß-/Darm-/Knochenversorgung, Weichteilrekonstruktion und Bauchdeckenschluss.
Komplikationen
Häufig sind Wundinfektionen (Abdominal Compartment Syndrome), Fisteln, verlängerte Ventilation, Multiorganversagen und höhere Revisionsraten. Die Mortalität sinkt jedoch bei adäquater Indikation.