Carotisangiographie
Englisch: carotid angiography
Definition
Die Carotisangiographie ist ein invasives bildgebendes Verfahren, das mit Hilfe von Kontrastmitteln den Innenraum (Lumen) der extra- und intrakraniellen Gefäße im Kopf- und Halsbereich sichtbar macht. Sie ermöglicht dadurch die Detektion von Stenosen, Gefäßmissbildungen und Aneurysmen in den Karotiden und den von ihnen gespeisten Hirngefäßen.
Untersuchungsmethoden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der angiographischen Darstellung der Kopf-Hals-Gefäße. Die konventionelle Methode ist die digitale Subtraktionsangiographie (DSA).
In der Regel wird der Zugang für die Kontrastmittelinjektion mittels transfemoraler Kathetertechnik gelegt. Sie ist die sicherste und einfachste Methode. Weitere Zugangsmöglichkeiten sind:
- Carotisdirektpunktion: Sie ist verbunden mit dem Risiko einer Carotisdissektion.
- Transbrachiale Kathetertechnik: Der Zugang erfolgt in der Regel über die rechte Arteria brachialis. Sie ist indiziert, wenn sich bei dem Patienten kein Leistenpuls tasten lässt.
- Gegenstromangiographie: Die Kontrastmittelinjektion erfolgt über die Arteria brachialis in die Gegenrichtung des physiologischen Blutstroms. Von Nachteil ist die teils unvollständige Darstellung der Gefäße.
Eine simultane, beidseitige Angiographie kann bei Verdacht auf vertebrobasiläre Gefäßprozesse durchgeführt werden.
Indikationen
Die häufigste Indikation zur Durchführung einer Carotisangiographie ist der Schlaganfall. Darüberhinaus ermöglicht sie die Darstellung von bisher unentdeckten Gefäßanomalien, Aneurysmen oder Stenosen im Strömungsbereich der Arteria carotis interna, der Arteria carotis externa und den Arteriae vertebrales inklusive ihrer Gefäßäste. Die Ziele der angiographischen Untersuchung sind:
- Identifikation eines Gefäßverschlusses
- Erfassung der Länge des Gefäßverschlusses
- Darstellung und morphologische Beurteilung von Stenosen
- Detektion von Gefäßerweiterungen und Elongationen
- Detektion von Gefäßmissbildungen (z.B. Angiome)
- Beurteilung der intrakraniellen Reservekapazität durch die Kollateralversorgung
Ablauf
Im Aufklärunggespräch sollten die Patienten darauf hingewiesen werden, während der Untersuchung Kopf- und Halsbewegungen sowie das Schlucken zu vermeiden.
Der Katheter wird über den entsprechenden Zugangsweg in die Nähe der Abgänge der Arteria carotis communis eingebracht. Anschließend wird das Kontrastmittel injiziert. Die Verteilung des Kontrastmittels kann über die begleitende Bildgebung beobachtet und digital aufgezeichnet werden.
Projektionen
Bei der Carotisangiografie werden spezielle Projektionen verwendet, um die aufsteigenden Gefäße des Kopf- und Halsbereiches ohne Verzerrung darzustellen und Überlagerungen zu vermeiden. Dazu sollten mehrere Projektionen, mindestens jedoch zwei orthogonale durchgeführt werden. Der Strahlengang wird dazu in verschiedenen Winkeln zur Medianebene sowie zur Horizontalebene eingestellt. Der Scanbereich liegt zwischen dem Aortenbogen bzw. Karotisbifurkation und der Schädelkalotte.
Alternativen
Als Alternative zum konventionellen Vorgehen kommen u.a. folgende Methoden in Betracht:
Ein Vorteil dieser Methoden besteht darin, dass sie nichtinvasiv durchgeführt werden können bzw. das Kontrastmittel intravenös verabreicht wird. Darüber hinaus sind die Patienten bei den Untersuchungen mittels MRA oder Doppler-Sonographie keinerlei Strahlenbelastung ausgesetzt.