Stumpfes Bulbustrauma
Synonyme: Augapfelprellung, Augenprellung, Contusio bulbi
Englisch: blunt ocular trauma, contusio bulbi
Definition
Unter einem stumpfen Bulbustrauma bzw. einer Contusio bulbi versteht man eine Verletzung des Aufapfels (Bulbus oculi) durch eine von außen einwirkende Gewalt. Man spricht von einer sogenannten Kontusionsverletzung. Das stumpfe Bulbustrauma ist eine nicht bulbuseröffnende Verletzung, die zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen kann.
Epidemiologie
Stumpfe Bulbustraumata kommen in der Notfallambulanz häufig vor. Sie machen einen Anteil von etwa 5% aller Augenverletzungen aus. Aufgrund des Ursachenprofils (s.u.) sind sie in der Regel eine Verletzung jüngerer bis mittelalter Menschen.
Ursachen
Die Ursachen des stumpfen Bulbustrauma sind mannigfaltig. Sie sind oft eine Begleiterscheinung komplexer Verletzungen wie man sie bei handgreiflichen Auseinandersetzungen findet. Schläge mit der Faust auf das Auge, mit dem Ellenbogen oder Fusstritte führen zu einem stumpfen Bulbustrauma.
Im Rahmen von sportlichen Aktivitäten sieht man Bulbustraumen häufig bei Ballsportarten, z.B. ausgelöst durch das Auftreffen eines Tennis- oder Sqashballs auf das Auge. Ebenso können Sektkorkenverletzungen oder Stein- bzw. Schneeballwürfe ursächlich sein.
Im Alter sind Stürze die wichtigste Ursache des stumpfen Bulbustrauma – z.B. im Rahmen einer Gangataxie, nach einem Schlaganfall oder durch Gangstörungen beim Morbus Parkinson.
Pathomechanismen
Das Ausmaß des stumpfen Bulbustraumas ist abhängig von der Fläche der Krafteinwirkung, also der Fläche der Kontusion. Das Trauma ist umso geringer je größer die Fläche ist, mit der die Gewalt auf das Auge trifft. Der Grund hierfür liegt in denen das Auge umgebenden und schützenden Knochenbegrenzungen. die knöcherne Orbita sowie die knöcherne Nase sind zuerst von der Krafteinwirkung (Gewalteinwirkung) betroffen. Und erst bei deren Nachgeben kommt es zum Bulbustrauma.
Ist die Fläche der Kafteinwirkung geringer und mitunter sogar kleiner als die umgebenden schützenden knöchernen Strukturen, kann es zu erheblichen Verletzungen des Bulbus kommen. Hierzu zählen unter anderem auch eine Deformierung des Bulbus im Rahmen des stumpfen Bulbustrauma.
Symptome
Vorderer Augenabschnitt
Es kommt zu einer starken Schwellung der Lider sowie zu Schmerzen und Sehstörungen. Die Konjunktiva (Bindehaut) ist in den meisten Fällen angeschwollen und aufgrund einer gesteigerten Durchblutung stark gerötet. Auch ein Hyposphagma kann auftreten. Gleichzeitig bildet sich ein Ödem der Hornhaut (Cornea), die getrübt aussehen kann. Eine Erhöhung des Augeninnendruck ist möglich.
Oft ist eine Entrundung der Pupille zu beobachten, da der Irissphinkter, der für die Engstellung der Pupille verantwortlich ist, verletzt und daher funktionsuntüchtig ist. Dadurch ist auch keine komplette Reaktion auf Lichteinfall mit den entsprechenden Veränderungen wie Miosis bzw. Mydriasis einer gesunden Pupille mehr möglich. Bei Abriss der Iriswurzel kommt es zur Verziehung der Pupille oder Ausprägung von "zwei" Pupillen, die zur Wahrnehmung von Doppelbildern führt.
Sollte ein abnormes Pupillenspiel vorliegen, muss die Fundoskopie zunächst ohne medikamentöse Weitstellung der Pupille erfolgen, da sonst eine irreversible Mydriasis auftreten kann. Deshalb sollte erst das Pupillenspiel normalisiert werden und dann kann die gründliche Fundusuntersuchung in Mydriasis durchgeführt werden.
Bei Linsenbeteiligung kann es zur Ausprägung einer sog. Kontusionsrosette kommen. Dieses Symptom ist durch eine sternförmige Rindentrübung der Linse und durch eine Auflagerung traumatisch versprengter Irispigmenten auf die Linse gekennzeichnet. Weiterhin ist eine Linsenluxation, also eine Verdrehung aus der gewöhnlichen Position, möglich.
Hinterer Augenabschnitt
Ein Ödem kann auch am Augenhintergrund entstehen, wo es zu Einblutungen aus den nahe liegenden Gefäßen kommen kann. Verletzungen der Netzhaut (Retina) bis hin zur Ablatio retinae (Netzhautablösung) sind Folgeerscheinungen, die aufgrund einer Erschütterung des Bulbus auftreten.
In den schwersten Fällen entsteht ein Bruch in der Bulbuswand, aus dem der Nervus opticus austreten kann.
Diagnose
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch muss an ein nichtstumpfes bzw. bulbuseröffnendes Bulbustrauma gedacht werden, zum Beispiel durch Verletzung des Bulbus mit spitzen Gegenständen oder durch Verätzungen. In diesem Fall ist zu klären, ob evtl. Fremdkörper in das Auge eingedrungen sind.
Andere Ursachen möglicher Blutungen in die Vorderkammer des Auges sind auszuschließen.
Komplikationen
Zu den Komplikationen zählen die Sofortkomplikationen und die Spätfolgen, welche sich aus einem stumpfen Bulbustrauma ergeben können.
Früh- oder Sofortkomplikationen sind der irreparable Visusverlust. Des weiteren treten sehr häufig Nachblutungen in den ersten Tagen nach dem Trauma auf.
Zu den Spätfolgen zählen das Sekundärglaukom, der Katarakt und die Amotio retinae. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass diese Komplikationen als Spätfolgen noch mit einer jahrelangen Latenz nach dem eigentlich stattgehabten Bulbustrauma auftreten können.
Therapie
Das Auge des Patienten sollte durch eine Lochbrille ruhig gestellt werden, sowie Bettruhe und absolutes Leseverbot verordnet werden. Zur Senkung des Augeninnendrucks sind eine medikamentöse Therapie sowie Kontrollmessungen notwendig. Verletzungen an der Netzhaut werden meistens mit Hilfe einer Laseroperation behoben.
Folgeschäden, die nicht oder nur gering verbessert werden können, sind Katarakte, Leseschwierigkeiten verbunden mit Kopfschmerzen, oder eine verbliebene erweiterte Pupille mit einer damit zusammenhängenden erhöhten Lichtempfindlichkeit.
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