Brucellose (Kleiner Wiederkäuer)
Synonym: Schaf- und Ziegenbrucellose
Englisch: brucellosis
Definition
Die Schaf- und Ziegenbrucellose ist eine bakterielle Infektionskrankheit der kleinen Wiederkäuer, die durch den Erreger Brucella melitensis verursacht wird und als Tierseuche gilt.
Epidemiologie
Hauptwirt für Brucella melitensis sind Schafe und Ziegen. Die Erkrankung endet bei Rindern, Fleischfressern und anderen Tierarten hingegen blind.
Brucella melitensis kommt im gesamten Mittelmeergebiet und damit in mehreren EU-Ländern sowie in tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Asiens und Amerikas vor. Die Erkrankung wurde bis in die Schweiz und auch nach Süddeutschland eingeschleppt.
Erreger
Brucella melitensis ist ein unbewegliches, gramnegatives, aerobes und stäbchenförmiges Bakterien. Der fakultativ intrazellulär lebende Erreger besitzt keine Sporen oder Flagellen und ist nicht motil.
Die Virulenz wird sowohl vom intrazellulären Parasitismus als auch von verschiedenen Endotoxinen bestimmt.
Pathogenese
Infektionen finden vorwiegend über den Deckakt statt. Eine perorale Übertragung ist ebenfalls möglich. Perkutane Infektionen steht noch zur Diskussion.
Die Erreger werden in großen Mengen mit Nachgeburten sowie Abortmaterialien ausgeschieden. Neben der Milch enthalten aber auch Exkremente und Sekrete wie etwa Harn, Kot und Nasensekret die Bakterien. Aufgrund der hohen Ausscheidungsrate verläuft die Erkrankung innerhalb eines Bestandes seuchenhaft.
Klinik
Der Krankheitsverlauf ähnelt jener der Rinderbrucellose. Infektionen sind vor allem von Aborten und Geburten lebensschwacher Lämmer geprägt. Zusätzlich treten Mastitiden, Orchitiden und Epididymitiden auf.
Diagnose
Bei Verdacht ist sofort der Amtstierarzt hinzuzuziehen, der den weiteren Verlauf bestimmt. Ein Erregernachweis kann per Serologie oder PCR aus Milch-, Blut- und/oder Spermaproben durchgeführt werden. Gleichzeitig sind Abortmaterialien einzuschicken und bakteriologisch zu untersuchen.
Therapie
Da die Schaf- und Ziegenbrucellose eine anzeigepflichtige Tierseuche ist, ist eine kausale Therapie nicht erlaubt. Die Tiere sind gemäß dem Tierseuchengesetz zu entsorgen.
Bedeutung für den Menschen
Neben der Milch stellt vor allem Abortmaterial eine gefährliche Ansteckungsquelle für den Menschen dar. Durch eine Infektion entwickelt sich das klinische Bild der Brucellose, bei der es vorrangig zu epitheloidzelligen und granulomatösen Entzündungen der Lymphknoten, Milz und Leber kommt.
Rechtliches
Die Brucellose der Schafe und Ziegen ist laut § 16 des österreichischen Tierseuchengesetzes als anzeigepflichtige Tierseuche gelistet.
Bekämpfung
Da Österreich seit April 2001 amtlich anerkannt frei von Brucella melitensis ist, ist ein jährliches Überwachungsprogramm durchzuführen (Stichprobenplan für serologische Untersuchungen).
Quelle
- kgv - Kommunikationsplattform VerbraucherInnengesundheit. Anzeigepflicht bei Tierkrankheiten und -seuchen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (abgerufen am 17.07.2021)
Literatur
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7