Avellis-Longhi-Syndrom

Das Avellis-Longhi-Syndrom wird durch eine Schädigung der lateralen Medulla oblongata verursacht (Medulla-oblongata-Syndrom). Ursachen können sein:

• Vaskulär: Blutung oder Durchblutungsstörung der Medulla oblongata
• Infektion: Enzephalitis z.B. durch Herpesviren
• Entzündlich: Multiple Sklerose, Vaskulitis
• Neoplastisch: Beispielsweise ein Glioblastoma multiforme

Der Ausfall der lateralen Medulla oblongata führt durch eine Parese der Nervi glossopharyngeus und vagus zu einer ipsilateralen Stimmband-, Gaumensegel- und Rachenhinterwandlähmung. Kontralateral liegt eine Hemiparese vor, die meist von einer Hemihypästhesie für Schmerz und Temperatur begleitet wird.

Das Avellis-Longhi-Syndrom ist eine primär klinische Diagnose, die durch eine ausführliche neurologische Untersuchung festgestellt wird. Die Abklärung der Ursache erfolgt durch eine Bildgebung (kraniales CT, MRT).

Das Avellis-Longhi-Syndrom kann von anderen Hirnstamm- bzw. Medulla-oblongata-Syndromen abgegrenzt werden, wie zum Beispiel:

• Jackson-Syndrom: Schädigung der paramedianen Medulla oblongata führt zur ispilateralen Hypoglossuslähmung und kontralateralen Hemiparese mit Sensibitätsstörungen
• Wallenberg-Syndrom: Schädigung der dorsolateralen Medulla oblongata führt ipsilateral zu einem Horner-Syndrom, Stimm-, Gaumensegel-, Rachenhinterwandlähmung, Trigeminusausfall, Ataxie und Nystagmus sowie kontralateral zur dissoziierten Sensibilitätsstörung.
• Babinski-Nageotte-Syndrom: Schädigung der lateralen Medulla oblongata resultiert ipsilateral in einer Ataxie und einem Horner-Syndrom sowie kontralateral in eine Hemiparese mit Sensibilitätsstörung
• Schmidt-Syndrom: Schädigung der lateralen Medulla oblongata manifestiert sich ipsilateral mit Paresen des Nervus accessorius, des Gaumensegels, der Rachenhinterwand und des Stammbands sowie kontralateral mit einer Hemihypästhesie und Hemiparese.
• Werner-Syndrom: Schädigung der lateralen Medulla oblongata führt ipsilateral zur Gaumensegel- und Rachenhinterwandlähmung, Hemiageusie des hinteren Zungendrittels, Hemihypästhesie des Pharynx und eine Lähmung des Nervus accessorius sowie kontralateral zur Hemiparese.
• Cestan-Chenais-Syndrom: Entspricht dem Avellis-Longhi-Syndrom mit zusätzlichem Auftreten eines Horner-Syndroms

Je nach ursächlicher Erkrankung kommen verschiedene Therapien in Frage, beispielsweise eine operative Resektion eines Tumors.