Assoziationskortex
Synonyme: Assoziationsrinde, Assoziationsareal, Assoziationsfeld, Assoziationscortex
Englisch: association cortex, association area
Definition
Als Assoziationskortex werden Areale der Großhirnrinde bezeichnet, die der Integration von sensorischen und motorischen Informationen dienen. Diese Rindenbereiche erhalten weder direkte Projektionen von Sinnesorganen, noch entsenden sie direkte Efferenzen zur Muskulatur. Sie verbinden vielmehr verschiedene Kortexareale untereinander und mit tiefer gelegenen Kerngebieten des Thalamus und des limbischen Systems.
Hintergrund
Alle Regionen der Großhirnrinde mit Ausnahme der primären und sekundären motorischen bzw. sensorischen Areale werden als Assoziationskortex bezeichnet. Sie machen somit 80 % des Neokortex aus.
Die genaue Funktion der verschiedenen Areale des Assoziationskortex ist aktuell (2023) noch Gegenstand der Forschung. Sie vermitteln vermutlich höhere kognitive Funktionen wie Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung und Motivation. Des Weiteren sorgen sie für das Entstehen eines einheitlichen Sinneseindrucks durch polymodale Integration (z.B. Erkennen einer Person durch Zusammenführen von visuellen und olfaktorischen Reizen sowie Abrufen von Erinnerungen).
Unimodale sekundäre sensorische bzw. motorische Kortexareale werden i.d.R. nicht zu den Assoziationsfeldern gezählt.
Einteilung
In der Literatur finden sich verschiedene Möglichkeiten der Einteilung. Häufig unterscheidet man topographisch zwischen folgenden Arealen:
- präfrontaler Assoziationskortex
- parieto-temporo-okzipitaler Assoziationskortex
- limbischer Assoziationskortex
Präfrontaler Assoziationskortex
Der präfrontale Assoziationskortex befindet sich im Lobus frontalis. Er besitzt u.a. reziproke Verbindungen zu limbischen Arealen (z.B. Amygdala, Cingulum), olfaktorischen Rindenbereichen der Insula, zum parietalen und temporalen Kortex, zum Thalamus und zu den Basalganglien.
Der präfrontale Assoziationskortex ist für die zielorientierte, exekutive Planung des Verhaltens und für das Arbeitsgedächtnis wichtig. Läsionen führen u.a. zu Störungen von Bewegungsabläufen und des Sozialverhaltens, zu reduzierter Spontaneität und Empathie sowie zu gestörten Verhaltensweisen.
siehe auch: Frontalhirnsyndrom
Parieto-temporo-okzipitaler Assoziationskortex
Der parieto-temporo-okzipitale Assoziationskortex erhält Informationen aus benachbarten sensorischen Rindenarealen sowie in der linken Hemisphäre aus sensorischen Sprachregionen. Entsprechend vielfältig sind seine Koordinationsaufgaben, z.B.:
- Integration visueller, motorischer und sensorischer Informationen zur Analyse der Körperstellung im Raum zur Koordination von Bewegungen
- Sprachverständnis
- Objektbenennung
Nach Läsionen des parieto-temporo-okzipitalen Assoziationskortex können eine Vielzahl an unterschiedlichen Störungen auftreten, z.B.:
- Störungen der visuell-räumlichen Fähigkeiten (v.a. bei Läsionen im rechten Parietallappen)
- kontralateraler Neglect: Ignorieren der kontralateralen Körperhälfte bzw. des Gesichtsfeldes trotz intakter sensorischer Verarbeitung (v.a. bei Läsionen der rechten inferioren parietotemporalen Region)
- Agnosien: v.a. bei Läsionen im inferioren Temporallappen
- Taktile oder visuelle Agnosie: Nichterfassenkönnen der Bedeutung einer Wahrnehmung
- Prosopagnosie: Nichterkennen von Gesichtern
Limbischer Assoziationskortex
Der limbische Assoziationskortex umfasst den vorderen Pol des Temporallappens, den ventralen Anteil des Frontallappens und den Gyrus cinguli. Er ist ein Teil des limbischen Systems und spielt entsprechend eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Emotionen, bei der Beeinflussung der Motivation sowie bei der Gedächtnisbildung.