Arbeitsgedächtnis
Englisch: working memory
Definition
Das Arbeitsgedächtnis ist ein Bestandteil des Kurzzeitgedächtnisses, der zur kurzfristigen Speicherung und Verarbeitung von Informationen dient. Das Arbeitsgedächtnis wird beispielsweise zum Lesen und Schreiben benötigt.
Struktur
Das Arbeitsgedächtnis basiert laut Baddeley auf dem Zusammenwirken dreier Strukturen:
- der phonologischen Schleife
- dem visuell-räumlichen Notizblock und
- der zentralen Exekutive
Phonologische Schleife
Die phonologische Schleife ist für akustische und artikulatorische Aspekte der Information zuständig. Durch "subvokales Wiederholen" (inneres, stummes Sprechen) wird die Information für maximal 2 Sekunden in der Schleife zum Aussprechen bereit gehalten. Werden die Wörter innerhalb von 2 Sekunden nicht ausgesprochen, zerfallen in der phonologischen Schleife die Repräsentationen und sind nicht mehr verfügbar.
Laut dem Wortlängeneffekt können Wörter mit wenigen Silben einfacher gespeichert werden, als solche mit vielen Silben. Im Resultat kommt es hierbei auf die eigentliche Aussprechdauer der Wörter an.
Visuell-Räumlicher Notizblock
Der visuell-räumliche Notizblock prozessiert visuelle Information. Hier scheinen 2 parallele Verarbeitungsmodalitäten am Werk zu sein. Ein Verarbeitungspfad fokussiert auf die Beschaffenheit und Struktur der Objekte und der andere setzt diese Informationen in räumliche Zusammenhänge.
Dieser duale Mechanismus wird auch durch die neurophysiologische Forschung untermauert: Die visuelle Wahrnehmung läuft in 2 Pfaden:
- der ventralen temporalen Was-Bahn und
- der dorsalen parietalen Wo-Bahn.
Zentrale Exekutive
Die zentrale Exekutive hat als eine übergeordnete Instanz primär Kontrollaufgaben. Sie entscheidet, für welche Informationseinheiten die Kapazitäten besetzt werden und welche parallel laufenden und somit konkurrierenden Prozesse inhibiert werden, damit die Handlung mit höchster Priorität initiiert wird.
Die zentrale Exekutive steuert die Aufmerksamkeit und agiert als Filter, der nur handlungsrelevante Informationen ins Arbeitsgedächtnis durchlässt. Das neuronale Korrelat der zentralen Exekutive ist der präfrontale Kortex mit seinen multimodal vernetzten Assoziationsarealen.
Klinik
Menschen mit Läsionen des präfrontalen Kortex haben Einbuße in den exekutiven Funktionen und daraus resultierend Probleme mit dem Arbeitsgedächtnis.
Literatur
- Max-Planck-Gesellschaft Lesen formt das Gehirn, abgerufen am 28.09.2021
- Kiese-Himmel. Das Arbeitsgedächtnis – eine Bestandsaufnahme, Sprache-Stimme-Gehör, 2020
- Arbeitsgedächtnis – Dorsch - Lexikon der Psychologie, abgerufen am 28.09.2021