Agnosie
von griechisch: a - kein, nicht; gnosis - Erkennen
Englisch: agnosia
Definition
Als Agnosie bezeichnet man eine neuropsychologische Störung in Folge zerebraler uni- oder bilateraler kortikaler bzw. subkortikaler Läsion mit Beeinträchtigung der zentralen Sinnesverarbeitung. Diese bedingt den Verlust der Interpretationsfähigkeit wahrgenommener Informationen verschiedener Sinnesmodalitäten bei erhaltener Funktion der perzeptiven Organe (Sinnesorgane, Rezeptoren) und peripheren Reizleitung (Nerven).
Formen
In Abhängigkeit des Schädigungsherdes und der symptomatischen Ausprägung unterscheidet man unterschiedliche Formen der Agnosie:
Form | Schädigungsherd | Symptome |
---|---|---|
1. Visuelle Agnosie | Sehzentrum (Okzipitallappen) | Verlust der visuellen Wahrnehmung |
Sonderformen: | ||
Apperzeptive Agnosie | Unfähigkeit der Erkennung des Gesamtbildes durch fehlende Integration zusammenhängender Formen | |
Formagnosie | Unfähigkeit der Formerkennung | |
Objektagnosie | Unfähigkeit der Objekterkennung | |
Prosopagnosie | Unfähigkeit der Gesichtserkennung | |
Alexie | Unfähigkeit der Schrifterkennung | |
Farbagnosie | Unfähigkeit der Farberkennung | |
2. Auditorische Agnosie* | auditiver Cortex (Temporallappen) | Störung der Geräuschzuordnung |
3. Taktile Agnosie (Astereognosie) | somatosensorischer Cortex (Parietallappen) | Unfähigkeit der taktilen Wahrnehmung |
4. Räumliche Agnosie | räumliche Orientierungslosigkeit | |
5. Olfaktorische Agnosie | Riechhirn (Frontal-/Temporallappen) | Störung der Geruchswahrnehmung |
*Bei zentraler auditorischer Wahrnehmungsstörungen kann durch die funktionelle Anbindung der Hörrinde an das Wernicke-Areal eine Sprachstörung assoziiert sein.
Diagnostik
Zur Feststellung einer apperzeptiven Agnosie, einer assoziativen Agnosie oder einer Formagnosie wird zunächst die Fähigkeit untersucht, Figuren zu erkennen oder zu benennen. Die abschließende Diagnostik erfolgt bildgebend (MRT, CCT).
Differentialdiagnostik
Aufgrund der Symptomähnlichkeit sind
- Erkrankungen des jeweiligen Sinnesorgans und
- peripher nervöse Störungen
vorab auszuschließen.
Desweiteren gilt die Berücksichtigung möglicher anderer zentralnervöser Schädigungen mit ähnlicher Symptomkonstellation.